Ohne Sprachkompetenz keine Lesekompetenz! (12/20)
Die Forschung rund um die Lesesozialisation hat gezeigt, dass die Leseentwicklung sehr eng mit der Sprachentwicklung eines Kindes verknüpft ist. So zeigen Kinder, bei denen die Sprachkompetenz unterdurchschnittlich ausgebildet ist, oftmals auch signifikante Mängel bei der Lesekompetenz.
Der Prozess dieser literarischen Sozialisation beginnt also schon in der frühen Kindheit, da die Kinder das Verstehen und Sprechen der Muttersprache in erster Linie in den eigenen Familien lernen.
Praktisch von Geburt an beginnt das Kind damit Sprache zu verstehen. Es wird mit dem Wunsch nach sozialem Kontakt und nach Kommunikation geboren und verständigt sich zunächst einmal über Ausdruckslaute und Körperbewegungen. Es kommuniziert ständig, es lernt ständig dazu, es hört hin und durch diese dauernde Beschäftigung wird Sprache erlernt.
Unsere Sprache besteht aus vielen verschiedenen Einzelteilen, die erkannt und durch Hören, Beobachten und Sprechen eingeübt werden müssen. Zum Beispiel ist die Wahrnehmung und Unterscheidungsfähigkeit von Lauten (phonologische Bewusstheit) eine der wichtigsten Fähigkeiten für das spätere Lesen lernen. Das Kind braucht also sehr viele Lernerfahrungen, bis es schließlich die Strukturen und Regeln der Sprache herausfiltert und – mehr oder weniger unbewusst – richtig anwendet.
Sprache wird nur über Kommunikation erlernt. Das heißt, Kinder brauchen einen Dialogpartner – und zwar einen menschlichen. Kein Bildschirm und kein CD-Player kann diese Aufgabe übernehmen, denn beim Spracherwerb spielt der emotionale Bezug eine wichtige Rolle. Das Kind hört zu, es wiederholt, formuliert selbst Wörter und später Sätze und somit wird auch ihm zugehört. Auf seine Äußerungen wird mit Worten, Mimik und Gesten reagiert. All das kann über das Fernsehen nicht erfahren werden, da hier die Kommunikation nur in eine Richtung läuft, nämlich vom Medium zum Kind.
In der Praxis heißt das, dass eine wichtige Aufgabe der sozialen Umwelt eines Kindes die ständige Kommunikation ist. Sprechen, erklären, auf Äußerungen reagieren, zuhören, erzählen, vorlesen und vor allem ein positives Familienklima – all diese Aktivitäten fördern die Sprachkompetenz des Kindes und bilden so die Grundlage für eine erfolgreiche Lesesozialisation.
(Quelle: Hermann Pitzer, Buch.Zeit)
Mit Juli 2007 wurde für Österreich ein neues Modell der frühen sprachlichen Förderung im Kindergarten beschlossen. Es sieht vor, dass 15 Monate vor der Einschulung die Sprachkompetenz aller Kinder erfasst wird. Die sogenannte Sprachstandsfeststellung wird im Kindergarten durchgeführt. So können Kinder bei Bedarf im letzten Jahr vor der Schule im Kindergarten auf spielerische und integrative Weise in ihrer Sprachentwicklung unterstützt werden.
Weiterführende Info
- ELTERN hören zu - sprechen - lesen vor
Ein wohlklingender Dreiklang - Artikel auf www.stiftunglesen.de - Sprich mit mir!
Website rund um frühe sprachliche Förderung und konkreten Tipps für Eltern & PädagogInnen - Frühkindliche Sprachstandsfeststellung
Infos auf www.bifie.at