One to One Educational Computing in Europe – European Policy & Practice

1:1-Computing muss noch viel stärker als bisher auf finanzielle, politische, didaktische und
strukturelle Herausforderungen hin untersucht werden.

Die Autoren beobachten einen derzeitigen Untersuchungsschwerpunkt auf rein technologischen Aspekten der Implementierung und planen diesem empirischen Defizit mit einem zweijährigen Forschungsprojekt entgegenzuwirken.

Fragestellung Welche Bedeutung kam in der bisherigen Forschung zu 1:1 Educational Computing den bildungspolitischen Rahmenbedingungen zu und wie lassen sich mögliche Forschungslücken füllen?
Gerätekategorie Mobile digitale Endgeräte
Institution/Fach Europäische Schulen, fächerübergreifend
Methode Theoretisches Paper mit Ausblick auf zukünftige Forschung

 

Schulische IKT-Infrastrukturen

Die flächendeckende Ausstattung von Schulen mit digitalen Endgeräten ist, so wird argumentiert, seit längerem Thema internationaler Organisationen, Institutionen und Projekte. Eine der Initiativen, bestehend u. a. aus der Weltbank, OECD und dem UNESCO Institut für Statistik, hat danach in einem „Guide to Measuring Information and Communication Technologies (ICT) in Education“ internationale Vergleichsindikatoren, die in den Jahren 2008 und 2009 entwickelt wurden, vorgeschlagen. Diese Indikatorenliste solle dazu dienen, internationale Vergleiche zu den schulischen Infrastrukturen im Hinblick auf ITK zu ermöglichen.

Ein zentraler Indikator ist laut Analyse die „SchülerInnenanzahl pro Computer („Learners-to-computer ratio“), über den Regierungen die Ausstattungsdichte an Rechnern vergleichen können. Es wird ebenfalls der Indikator „Proportion of student-owned computers available for pedagogical purposes“ vorgeschlagen, der dem stetig wachsenden Anteil potenziell für Unterrichtszwecke verfügbarer digitaler Endgeräte Rechnung tragen soll. Diese und weitere Indikatoren sollten danach eine Basis für die empirische Untersuchung der schulischen Ausstattung bieten. Es wird jedoch festgestellt, dass sich ein Großteil dieser statistischen Marker auf rein technologische Aspekte der IKT-Infrastruktur bezöge und nationale bildungspolitische Rahmenbedingungen weitgehend außer Acht gelassen würden.

Auch hinsichtlich der Implementierungsbedingungen gäben die bisher vorliegenden Daten nur sehr wenig Aufschluss. Erkenntnisse zu Effizienz und Effektivität von Implementierungsversuchen seien für die infrastrukturelle Weiterentwicklung von zentraler Bedeutung. Rückschlüsse über bildungspolitische, organisatorische und prozessorientierte Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung solcher Konzepte seien hilfreich bei der zukünftigen Planung und Implementierung solch grundlegender Erweiterungen von Lehrkonzepten. Dazu seien in der Regel alle Akteure des Schulbetriebs gefragt, so müssten die Interessen sowohl von Schulleitung und Kollegium als auch von Elternverbänden berücksichtigt werden.

Eines der gefragten Ziele sei die nachhaltige Sicherung der erforderlichen Rahmenbedingungen, um die Initiativen über die Dauer der Pilotprojekte hinaus zu sichern und in den Regelbetrieb zu überführen.

Dabei sei wichtig, dass die Schulversuche nicht ausschließlich an der Erfüllung der technologischen Bedingungen ausgerichtet würden und entsprechend ihr Erfolg nicht nur daran gemessen werde. Dies berge u. a. die Gefahr, dass Schulträger und Kommunen nur in die Ausstattung investierten, um bei den internationalen Vergleichen zu punkten, die sich eher auf Daten wie die „Learners-to-computer ratio“ stützten, ohne den didaktischen Mehrwert auf den Prüfstand zu stellen.

1:1-Implementierungsinitiativen und -strategien in Europa

Viele Projekte, die von europäischen Regierungen und Organisationen wie der OECD initiiert würden, vernachlässigten bisher noch sehr stark die bildungspolitischen Richtlinien und Implementierungsvoraussetzungen im Hinblick auf Benennung und Untersuchung.

Der Autor schließt aus einer ersten Untersuchung:

 

  1. Es fehlten gute und erprobte Implementierungsstrategien.

    Es werde sich auf Regierungsebene meist nur aus Technologie- und Innovationsdruck für Investitionen in dem Bereich entschieden. Dabei erfolge die Umsetzung übereilt und ohne die Wirksamkeit nachhaltig erprobter Implementierungsstrategien.

  2. Unprofitables Investment.

    Für die Sicherstellung der nicht-technologischen Rahmenbedingungen stünden oft nur sehr geringe Budgetanteile zur Verfügung, die die Nachhaltigkeit der Investitionen beeinträchtigten.

  3. Fehlende europäische Vision.

    Bisher existiere keine gemeinsame und einheitliche Strategie für 1:1 Educational Computing.

  4. Kaum evidenzbasierte Entwicklungen.

    Die Bildungspolitik sei auf die Ergebnisse empirischer Forschung angewiesen, die vom Autor als noch ausbaufähig beurteilt wird.

Die Wirksamkeit der Initiativen differiere auch deshalb noch sehr stark, weil die Projekte oft national oder teilweise gar nur regional organisiert und betrieben würden. Dabei ähnelten sich die Herausforderungen, vor denen die Regierungen stehen, häufig: Unerprobte Managementstrukturen, unzureichende Finanzmodelle und fehlende Modelle zur zweckmäßigen Lehrer-Innenfortbildung und Projektbetreuung. Dennoch gebe es auch Beispiele, wie die OLPC-Initiative, die zeigten, dass Good Practice-Strategien für künftige Implementierungsvorhaben von 1:1-Ausstattung an Schulen realistisch seien, wenn Strategie, Praxis und Forschung integriert würden.

1:1 Educational Computing im internationalen Vergleich

Das vom Autor angesprochene internationale Forschungsvorhaben soll bereits bestehende Implementierungsmodelle, Anforderungen und Rahmenbedingungen bei der Realisierung von Unterrichtskonzepten mit mobiler 1:1-Ausstattung untersuchen. Ziel sei es, Good Practice-Strategien darzustellen und eine evidenzbasierte Basis für die Weiterentwicklung von gemeinsamen europäischen Strategien zu 1:1 Educational Computing zu schaffen. Bei dem 2012 startenden Projekt solle der Fokus auf den bildungspolitischen und finanziellen Rahmenbedingungen liegen, die bisher noch zu wenig untersucht worden seien. Es sollen alle Interessengruppen einbezogen werden, um die Nachhaltigkeit solcher Konzepte zu sichern. Technologieanbieter, politische Gruppen und Elterngruppen. Mit Hilfe europäischer Finanzierungsbeteiligung solle das Forschungsprojekt bis 2014 fertig gestellt werden.

Herber, E. (2011). “3.2. One to One Educational Computing in Europa – European Policy & Practice“. Vom 2. Workshop „Lerninfrastruktur in Schulen: 1:1-Computing“.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
20.03.2014
Link
https://www.edugroup.at/innovation/tablets-mobiles/didaktik/aus-der-forschung/detail/one-to-one-educational-computing-in-europe-european-policy-practice.html?cHash=cafc4c15e4ecc19976a203faafe0ffa2&parentuid=216832
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nein