Notebooks in der Schule – Ergebnisse internationaler Studien
Viele Studien zeigen den Mehrwert der Notebook-Nutzung für fachübergreifende Kompetenzen an. Hierbei spielen der Unterrichtsstil, die schulischen und technischen Rahmenbedingungen sowie zahlreiche Schülervariablen eine wichtige Rolle.
Fragestellung | Welche Ergebnisse werden bei der Sichtung internationaler Untersuchungen zur Notebook-Nutzung gefunden und wie lassen sie sich einordnen? |
Gerätekategorie | Notebook |
Institution/Fach | Schulen, fächerübergreifend |
Methode | Zusammenfassende Auswertung empirischer Studien |
Facettenmodell zum Einsatz der Notebook-Nutzung
Die Autorin stellt ein Modell vor, das die Einordnung der gefunden Ergebnisse ermöglicht. Ihr Facettenmodell setzt sich aus den Faktoren organisatorischer Mehrwert, fachdidaktischer Mehrwert, innovativer Mehrwert, individueller Mehrwert und motivationaler Mehrwert des Notebook-Einsatzes an Schulen zusammen. Dabei sollen der fachdidaktische, der individuelle und der motivationale Mehrwert schließlich in einem qualifikatorischen Mehrwert hinsichtlich fachlicher Kompetenzen und einer erweiterten Computerkompetenz der Schüler resultieren.
1. Organisatorischer Mehrwert
Je nach Implementierung spricht die Autorin von unterschiedlichen Modellen:
- Das konzentrierte Modell basiert auf einer 1:1-Ausstattung, bei der jeder Schüler seinen Laptop mit nach Hause nehmen könne
- Das disperse Modell sieht die Ausstattung nur eines Teils einer Klasse vor, wobei die Laptop- und die Nicht-Laptop-Schüler gemischte Lerngruppen bilden würde.
- Für das Klassensatz-Modell erwirbt die Schule einen Klassensatz von Laptops, der von den Lehrern für Einzelstunden geliehen und den Schülern dann ausgeteilt werde.
- Beim Schreibtisch-Modell erwirbt die Schule eine begrenzte Anzahl Laptops für jede Klasse, die jedoch nach Unterrichtsschluss nicht mit nach Hause genommen werden könnten.
- Das gemischte Modell bedeutet die Kombination mehrerer der oben genannten Modelle in einer Schule.
Eine Beobachtung ist nach der Studie, dass die Computernutzung durch den Einsatz von mobilen Notebooks im Unterricht grundsätzlich steige. Dennoch beobachtet die Autorin auch Nachteile: Der Transport, und teils auch die Nutzung der kleineren Bildschirme und Tastaturfelder, werde als körperliche Belastung von den Schülern wahrgenommen. Vor allem technische Anfälligkeit für Defekte werde an den Schulen als Problem angegeben, das den organisatorischen Mehrwert noch deutlich einschränke.
2. Fachdidaktischer Mehrwert
Vor allem wurden Notebooks in den zusammengefassten Untersuchungen für Recherche- und Schreibarbeiten genutzt. Eine Verbesserung der Kommunikation und Interaktion zwischen Lehrer und Schüler sowie die Zunahme kollaborativer Arbeitsformen seien häufig beobachtete Folgen des Notebook-Einsatzes. Schüler erlebten ihr Arbeiten als selbstständiger und problemorientierter, v. a. in naturwissenschaftlichen Fächern. Dennoch würden auch negative Auswirkungen beobachtet: Die Ablenkbarkeit der Schüler sei durch den Einsatz von Laptops gestiegen, da dieser häufig auch zum Surfen im Internet und für Computerspiele genutzt werde.
Damit sei teilweise auch ein Autoritätsverlust auf Seiten der Lehrer verbunden gewesen sowie Schwierigkeiten, den Laptopunterricht zu planen. Weitere Studien zeigen die Wichtigkeit von Unterstützung und Weiterbildungsangeboten für Lehrer, die Laptops für den Unterricht einsetzen.
3. Individueller Mehrwert
Lehrer sähen in der individualisierten Nutzung einen Mehrwert und beobachteten eine Zunahme der Einzelarbeit in Klassen, die, wie die berichteten Ergebnisse zeigten, den individuellen Leistungsniveaus besser angepasst sei als der traditionelle Frontalunterricht.
4. Motivationaler Mehrwert
Die ausgewerteten Evaluationsstudien dokumentieren hinsichtlich des motivationalen Mehrwerts durchgehend positive Effekte. Schüler, die mit einem Laptop ausgestattet würden, beteiligten sich interessierter am Unterricht und widmeten sich den schulischen Aufgaben mit größerem Engagement. Dies treffe besonders auf Schüler mit Lernschwierigkeiten zu. Auch wenn der Begeisterungseffekt über die Zeit etwas nachlasse, ließe sich die gestiegene Motivation auch über mehrjährige Projektlaufzeiten feststellen.
5. Qualifikatorischer Mehrwert
Es wurde unter 50 befragten Laptop-Lehrern eine mehrheitliche Zustimmung dazu gefunden, dass der Einsatz von Laptops bei Schülern zu einem besseren Verständnis fachlicher Inhalte und zu einer Verbesserung der Lernleistung führe. Der Laptop als Werkzeug zur Visualisierung könne sich v. a. bei lernschwachen und sozial benachteiligten Schülern positiv auswirken. Ebenfalls würde die Computerkompetenz speziell von Mädchen gefördert und Schüler, die im Unterricht mit Notebooks arbeiteten, verfügten auch in ihrer Freizeit über vielfältigere Nutzungsmöglichkeiten als Nicht-Laptop-Schüler.
In Notebook-Klassen wurde ebenfalls eine Verbesserung von Teamorientierung und Teamkompetenzen gefunden.
6. Innovativer Mehrwert
Als weitere Schlussfolgerung aus der Studie weisen Laptop-Lehrer eine signifikante Zunahme konstruktivistischer Unterrichtsstrategien auf. Ebenfalls empfänden sich Lehrer und Schüler in Laptopklassen als gleichberechtigter. Es könne aber von keinem generellen Innovationseffekt gesprochen werden, da sich die Lehrer stark voneinander unterschieden, was die Annahme von veränderten und durch den Notebook-Einsatz geförderten Lehrstrategien angehe. Die Integration des Laptops werde dann als am erfolgreichsten dokumentiert, wenn Lehrer schon zu Projektbeginn konstruktivistische und wenig lehrerzentrierte Strategien vertreten hätten und diese dann entsprechend angewandt hätten. Auch von weiteren Rahmenbedingungen hänge das Innovationspotential ab. Dazu gehörten, neben der durchgängig geforderten Lehrerweiterbildung und technischen Infrastruktur, auch didaktisch-konzeptionelle Bedingungen, die den innovativen Mehrwert schmälern könnten, wie die Fächertrennung oder die 45-Minuten-Taktung des Unterrichts. Beide Aspekte stünden einer konstruktivistischen Unterrichtspraxis eher im Wege.
Abschließend wird bemerkt, dass das Potenzial mobiler Computer v. a. im Bereich von Schlüsselqualifikationen liege, die durch den Einsatz erworben würden, wie Computerkompetenz, Selbstständiges Lernen und Problemlösen sowie Teamfähigkeit.
Die Evaluation der fachlichen Leistungen habe teils sehr widersprüchliche Ergebnisse zu Tage befördert, was auf die Kontextabhängigkeit des Erfolges eines Notebook-Einsatzes hinweise.
Schaumburg, H. (2007). „Notebooks in der Schule – Ergebnisse internationaler Studien“. Verfügbar unter: http://www.lemmonwuerselen.de/WebLive/upload/Notebook_Studien_Schaumburg_51.pdf