Neue Chancen für die schulische Medienintegration durch Tablets?

Das Tablet kann durchaus als Indikator für einen nachhaltigen Veränderungsprozess im Schulwesen gewertet werden. Das unmittelbare Erfolgspotenzial seines Einsatzes wird jedoch von den Autoren noch mit gewisser Skepsis analysiert.

Fragestellung Welchen Mehrwert hat das Tablet in der Reihe der digitalen Innovationen im Rahmen der allgemeinen Schulbildung?
Gerätekategorie Tablet
Institution/Fach Schule, fächerübergreifend
Methode Theoretische Studie

 

Hintergrund

Es bestehe dem Bericht zufolge ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Integration der digitalen Medien in Schulen stark von dem ständigen und adäquaten Zugang zu diesen Medien abhänge. Dieser werde im Moment durch Computerräume mit stationären Geräten oder Projekten zu Laptopklassen nur annäherungsweise erreicht. Als attraktive Alternative könnten die leichtgewichtigen Tablet-Computer gelten, die durch lange Akkulaufzeiten, interaktive Bildschirme, vielfältige Software-Produkte und vergleichsweise geringe Anschaffungskosten bestächen.

Besser lernen durch 1:1-Computing?

Wenn verschiedene Untersuchungen zum Thema verglichen würden, zeige sich, dass sich der Einsatz der digitalen Geräte positiv auf Motivation und Medienkompetenz auswirke, ebenfalls erhöhe sich die unterrichtliche Flexibilität und Mobilität. Im Hinblick auf die fachliche Qualifikation fielen die Ergebnisse teils sehr widersprüchlich aus und lieferten keinen eindeutigen Beleg dafür, dass der Einsatz von Laptops sich grundsätzlich in besseren Schulleistungen niederschlage. Eindeutig positiv hingegen wirke sich der Einsatz auf kooperative Lernprozesse zwischen Schülern aus.

Dennoch unterscheide sich der Einsatz der mobilen Endgeräte oft noch zu wenig von dem stationärer Computer, so dass entsprechend unterrichtliche Mehrwerte nur bedingt geschaffen würden. Ebenfalls hinderlich in der Entwicklung hin zu neuen medienpädagogischen Konzepten sei die fehlende Beteiligung von Lehrkräften an der Planung und Umsetzung schulischer Innovationen, die infolgedessen letztere mehr oder weniger bewusst sabotierten und damit den Status quo bewahrten. V. a. politische Rahmenbedingungen seien in ihrer Relevanz für die Medienintegration nicht zu unterschätzen.

Technisch-organisatorische Herausforderungen

Wie können nun Geräte, so die Frage der Autoren, die für die private Nutzung designt werden, in die IT-Strukturen einer Schule integriert und technisch betreut werden? Wichtige Gesichtspunkte hierbei seien die Installation und Aktualisierung von Apps sowie die Kombination mit interaktiven Whiteboards und Lernmanagementsystemen (LMS).

Der Zugang zu den zu Bildungszwecken teils kostenlosen Apps erfolge derzeit meist personenbezogen, so dass für ein schulisches Szenario Mischausstattungen denkbar seien, bei denen auf den Geräten sowohl vom Schulträger finanzierte, installierte und gewartete Apps als auch privat gekaufte zu finden seien.

Die eingeschränkte Schnittstellenausstattung der Tablets berge eine weitere Herausforderung im Schulalltag. Dies führe in der Regel zu einer Verwaltung der Dokumente ausschließlich über die Apps und damit zu Verlagerung von Dateien ins Internet, von wo aus sie unter den Schülern auch getauscht werden können. Die datenschutzrechtliche Bewertung webbasierter Dienste wie Dropbox stehe im Gegensatz zu gängigen LMS noch aus. Jedoch sei ein Materialupload direkt vom Tablet auf die meisten LMS auch häufig noch nicht möglich.

Fazit

Die Autoren zeigen sich vor dem Hintergrund der gegebenen Situation noch verhalten optimistisch, was die erfolgreiche Integration digitaler Medien in den Schulalltag betrifft. Die spezifischen Herausforderungen seien ihrer Auffassung nach weniger an Medieneigenschaften gebunden, als dass sie die angedeuteten Rahmenbedingungen adressierten. Diese würden durch die Entscheidungen für technische Herangehensweisen mitbestimmt. Derzeit scheine für User eine deutliche Trennung zwischen Handlungen mit digitalen Medien und Handeln mit analogen Medien zu bestehen. Dennoch hätten gerade Tablets möglicherweise das Potenzial, diese Trennung schrittweise aufzulösen.

Dennoch müsse der Nutzen des Tablets im Schulkontext viel deutlicher nachgewiesen werden als bisher, um eine die Finanzierung einer flächendeckenden Ausstattung zu rechtfertigen.

Nichtsdestotrotz halte die Durchdringung des Alltags mit digitalen Medien weiter an, so dass eine flächendeckende private Ausstattung mit entsprechender Hardware sowohl auf Seiten der Lehrer als auch der Schüler immer wahrscheinlicher werde. Diese könne in der Schule ebenfalls zum Einsatz kommen. In diesem Falle wären die Schulträger hinsichtlich der finanziellen Investition in die Beschaffung der Geräte entlastet, müssten aber im Schulraum die notwendigen Infrastrukturen und Schnittstellen zu anderen Systemen bereitstellen.

Abschließend setzen die Autoren die Einführung von Tablets im Unterricht nicht mit der Neuerfindung des Rades gleich, betrachteten Tablets aber dennoch als Indikator einer Entwicklung von Computer-Hardware, die die Medienintegration innerhalb Lern- und Lehrkontexten langfristig grundlegend verändern werde.

Welling, S. & Stolpmann, B. (2011). „Neue Chancen für die schulische Medienintegration durch Tablets?“. Vom 2. Workshop „Lerninfrastruktur in Schulen: 1:1-Computing“.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
20.03.2014
Link
https://www.edugroup.at/innovation/tablets-mobiles/didaktik/aus-der-forschung/detail/neue-chancen-fuer-die-schulische-medienintegration-durch-tablets.html?cHash=2b91da5ecba16dc8133481b29e8ef3fb&parentuid=216832
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