Integration von Tablet-PCs im Rahmen des Medieneinsatzes einer gymnasialen Oberstufe – Endbericht

Das Projekt wird sehr positiv bewertet, jedoch mit erheblichen Einschränkungen auf infrastruktureller Ebene.

Fragestellung Wie werden Tablets innerhalb einer Lerngruppe an einem Gymnasium in den Unterricht integriert?
Gerätekategorie Tablet
Institution/Fach Schule, 11. Klasse, fächerübergreifend
Methode Empirische Projektevaluation, Befragung von Schülern

 

Einleitung

Ein Überblick über die Forschungsliteratur macht laut Studie deutlich, dass sich der Einsatz mobiler digitaler Endgeräte positiv auf die Motivation, Fertigkeiten im Umgang mit Computern und die Medienkompetenz der Schüler auswirkt. Dennoch bleibe bisher ein eindeutiger Beleg der Steigerung des Lernerfolgs aus.

Es gelte zwar als bestätigt, dass durch den Einsatz die Zusammenarbeit unter den Schülern sowie die Flexibilität im Unterricht erhöht würden. Oft zeigten sich aber gerade bei den einzelnen Nutzungszwecken (Recherche, Textverarbeitung, Präsentationen) nur recht geringe Unterschiede zur Anwendung stationärer Computer.

Das Tablet bringe nun nochmal einige Vorteile mit, die über den Mehrwert des herkömmlichen Laptops hinausggingen. Durch die Möglichkeit der Eingabe über den Stift könne das Tablet in Verbindung mit einem Beamer beispielsweise ähnlich wie ein interaktives Whiteboard eingesetzt werden. Oft würden aber solche und ähnliche Potenziale des Tablets noch gar nicht genutzt, sondern es finde meist nur Anwendung wie ein gewöhnlicher Laptop.

Einig seien sich die gesichteten Studien darin, dass der Erfolg von Tablet-Projekten in Schulen von einer Einbettung des Konzepts in eine funktionierende Infrastruktur abhänge, die u. a. auch ausreichende Fortbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten anbiete.

Studiendesign

Eine Lerngruppe, bestehend aus 26 Schülerinnen und Schülern einer 11. Klasse in einem norddeutschen Gymnasium, wurde laut Studie mit Tablets ausgestattet, die sie bis zum Abitur sowohl im Unterricht als auch in ihrer Freizeit benutzen sollten. Entsprechende Software war danach ebenso verfügbar, die Schüler konnten diese frei erweitern, aber größtenteils nur über den Terminalserver der Schule nutzen. Die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur an der Schule war, so der Bericht, bei Projektbeginn nicht abgeschlossen und musste im Verlauf weiter entwickelt werden. Wichtige Zielsetzung der Untersuchung sei gewesen, inhaltliche Konzepte zu erproben, wie man digitale Endgeräte sowohl didaktisch als auch technisch-organisatorisch implementieren kann. Zentrale Leitfragen waren laut Studie:

 

  • Welche Vorteile und welchen Mehrwert kann ein flächendeckender Einsatz von Tablets im Unterricht bringen?
  • Welche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sind in der Schule dafür zu schaffen, besonders in Verbindung mit der bisherigen Medienausstattung?
  • Wie verändert sich die Arbeit der Schülerinnen und Schüler?

Das Projekt wurde durch Unterrichtsbeobachtungen und Gruppendiskussionen mit der Lerngruppe evaluiert.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die Zugangsvoraussetzungen zu digitalen Medien wurden durch den Einsatz des Tablets stark verbessert. Die meisten der teilnehmenden Schüler hätten das Tablet auch in ihrer Freizeit an Stelle ihres häuslichen Computers für unterschiedliche Aktivitäten genutzt.

Leistungsfähigkeit und Ausstattung des Tablets seien sehr positiv eingeschätzt worden. Dennoch sei es manchen Schülerinnen und Schülern etwas zu schwer beim Transport.

Bei der Softwarenutzung hätten die Schüler positiv festgestellt, dass die Arbeit mit gleichen Programmen Kompatibilitätsprobleme reduziere. Als Nachteil sei die Nutzungseinschränkung auf den Terminalserver, und damit auf den festen Standort der Schule, gewertet worden. Einstimmig negativ wurde das fehlende digitale Unterrichtsmaterial bewertet – dadurch sei die Nutzung des Tablets deutlich eingeschränkt gewesen.

Eine entscheidende Schlussfolgerung aus den Einschätzungen sei die große Bedeutung einer funktionierenden, unbegrenzt verfügbaren Infrastruktur, die von der Schule bereitgestellt werden müsse. Die Autoren stellen diese Forderung an Schulträger. Es müsse ein stabiler Zugang zum Schulnetz und zum Internetserver geschaffen werden, ebenso die flächendeckende Stromversorgung zur Aufladung der Geräte-Akkus. Über den gesamten Projektzeitraum habe es bei diesen Punkten erhebliche Probleme gegeben, welche die Verwendungsmöglichkeiten des Tablets begrenzt hätten.

Gerade am Anfang der Projektphase seien die Schüler der Tablet-Lerngruppe sehr motiviert gewesen, das Gerät im Unterricht zu verwenden. Dadurch, dass sie die Geräte jedoch nur in einigen Fächern aktiv hätten nutzen können, habe sich dies im Laufe des Projekts dahingehend verändert, dass sie die Tablets nur noch mit in die Schule gebracht hätten, wenn sie von den Lehrern dazu aufgefordert worden seien. Ebenfalls nachgelassen habe im Laufe des Projekts die Ablenkung durch das Gerät, die gerade am Anfang stark beobachtet worden sei.

Generell wurde ein deutlicher Anstieg der Medienkompetenz innerhalb der Lerngruppe festgestellt. Die Verbesserung von fachbezogenen Lernleistungen sei allerdings nicht beobachtet worden.

Die spezifischen Vorteile des Tablets (z. B. Handschrifterkennung) gegenüber herkömmlichen Notebooks würden noch sehr wenig genutzt. Viele der Befragten sähen für eine konsequentere Implementierung von Tablets im Unterricht die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Reorganisation von Lehr- und Lernpraxis. Gerade im Unterricht sähen die Schüler hier aber wenig Spielraum für Experimente, da für sie daran in der Regel das Risiko einer schlechten Note hänge.

Bisher sei dementsprechend eine umfassende Integration des Gerätes in den Unterricht nicht gelungen. Häufig werde das Tablet vor allem unterstützend eingesetzt für bewährte Unterrichtspraktiken wie Präsentationen oder Recherchen. Dennoch könne eine Tendenz zur Veränderung des Rollenverständnisses zwischen Schüler und Lehrer beobachtet werden. Gerade wenn Schüler die Lehrer bei der Anwendung der neuen Technologien unterstützten, werde eine Enthierarchisierung des Unterrichts vorstellbar.

Prospektiv wurde laut Studie die Notwendigkeit von zusätzlichen Fortbildungen deutlich, die im Rahmen des Projektes so nicht angemessen hätten umgesetzt werden können. Wichtig sei die Unterrichtung für die spezifischen Möglichkeiten des Tablets und die Softwareanwendungen. Insbesondere für Lehrer würden Schulungen zu methodisch-didaktischen Integration von neuen Medien in den Unterricht entwickelt. Zu diesem Zwecke seien auch externe Unterstützungsangebote nötig.

Stolpmann, B. & Welling, S. (2009). „Integration von Tablet PCs im Rahmen des Medieneinsatzes einer gymnasialen Oberstufe – Endbericht“. Institut für Informationsmanagement Bremen GmbH (ifib).

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
20.03.2014
Link
https://www.edugroup.at/innovation/tablets-mobiles/didaktik/aus-der-forschung/detail/integration-von-tablet-pcs-im-rahmen-des-medieneinsatzes-einer-gymnasialen-oberstufe-endbericht.html?cHash=39156079b987a62b6134eb79c2d525cb&parentuid=216832
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