Wenn die Seele taumelt
Ihre Dissertation für das Doktorat der Physiologischen Wissenschaften hat die Autorin, eine Diplompsychologin, dem sekundären somatoformen Schwindel gewidmet. Diese Bezeichnung meint eine Störung, die sich hartnäckig hält, obwohl die ursächliche organische Erkrankung des Gleichgewichtssystems...
Buchtitel: Wenn die Seele taumelt. Somatoformer Schwindel- Ein Ratgeber.
Autorinnen: Tschan R
Verlag: Huber
Erschienen: 2011
...bereits mehr als ein halbes Jahr zurück liegt. Zum Unterschied davon gibt es vestibulär (d.h. durch Störungen des Gleichgewichtssystems oder bestimmter Hirnstrukturen) bedingte Störungen mit oder ohne begleitende psychische Störung und die sogenannten primären somatoformen Schwindelerkrankungen, bei denen kein organmedizinisch auffälliger Befund vorliegt und die meist mit Depressionen oder Angst oder mit der somatoformen Störung einhergehen. Die Autorin macht anschaulich, dass es den Schwindel als ungefährliches, unbedenkliches Alltagsphänomen durch ein neurophysiologisches Missmatch der Informationsverarbeitung gibt(dass es immer dann, wenn man zugleich Ruhe und Bewegung registriert wie z.B. im Fahrstuhl, beim Lesen im Auto, auf einem Schiff, beim Sitzen in einem Zug, während ein anderer vorbei fährt, zu einer Konkurrenz zwischen den statischen bzw. dynamischen Informationen durch die propriozeptiven (eigene Körperwahrnehmung) und den visuellen dynamischen bzw. statischen Wahrnehmungen kommt) oder wenn der Schwindel psychologisch gesehen einen symbolischen Ausdruckscharakter besitzt: Bei der Anspannung vor einer Prüfung, in der Trauer beim Verlust eines nahestehenden Menschen , bei Angst und Beklemmung z.B. bei Menschenansammlungen, bei Fassungslosigkeit z.B. nach einer schockierenden Nachricht.
Das Buch klärt in einer lesbaren, auf das Wesentliche konzentrierten Form über Schwindel und seine organischen Ursachen (vestibulär, visuell, propriozeptiv) und seine psychischen bzw. psychogenen Ursachen ( Stress, traumatische Erlebnisse, außerordentliche Belastungen, emotionale Verwirrung etc.) auf. Das erste Kapitel bringt außerdem beispielhafte Berichte Betroffener.
Im zweiten Kapitel geht es um Ratschläge für die Selbsthilfe bei Schwindel. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um das Erreichen eines Wohlbefindens (sei es durch Entspannung über die Übung der progressiven Muskelentspannung oder der Achtsamkeit oder des Autogenen Trainings), sei es die harmonisierte Wahrnehmung von Ruhe und Bewegung durch Atemübungen oder Phantasiereisen, oder seien es Körperwahrnehmungsübungen, mit denen das Gleichgewichtsempfinden verbessert werden kann. Als psychologische Maßnahmen werden Niederschreiben der inneren Verfassung, Sinn- Orientierung und Konfrontationsverfahren erwähnt. Es fehlen auch nicht Hinweise zur Akutselbsthilfe im Umgang mit Schwindel bzw. zum Umgang mit resistentem Schwindel. Auch auf psychotherapeutische Hilfen wird in einem dritten Kapitel kurz hingewiesen, ergänzt durch hilfreiche Klärung der verschiedenen hier in Frage kommenden Professionen.
Auf 100 Seiten ein kompetenter Ratgeber für ein spezifisches Problem, das noch wenig Beachtung gefunden hat. Hilfreich und empfehlenswert!