Psychische Störungen erkennen
Das Buch gibt wichtige Ziele an: Selbsthilfe für Patienten, Unterstützung für den Arzt oder Psychotherapeuten, Einführungslektüre für Studierende der Medizin oder klinischen Psychologie. Es werden über 30 psychische Störungen beschrieben. Es wird immer ein relativ komplexer Symptomkomplex...
Buchtitel: Psychische Störungen erkennen. Mit Fragebogen zum Selbsttest.
Autorinnen: Schöpf J
Verlag: Huber
Erschienen: 2010
...abgefragt (ganzheitlich und nicht in einzelne Fragen aufgesplittet, wie der Autor betont). Dazu soll ebenso ganzheitlich eine Antwort nach dem eigenen Empfinden erfolgen. Allenfalls sollte gemeinsam mit einem Experten (Psychologe, Arzt, Psychotherapeut) die Frage(n) nochmals beantwortet werden. Beispielhafte Fallgeschichten machen das jeweilige Störungsbild plastischer, konturierter.
Das Vorhaben der Selbstbeurteilung ist im Sinne der Förderung der Mündigkeit des Patienten und im Verständnis einer dialogischen Therapeut-Patient-Beziehung als sehr konstruktiv zu beurteilen. Drei kritische Anfragen ergeben sich dennoch:
1) Sollte nicht auch bei den Persönlichkeitsstörungen und bei psychotischen Erkrankungen ebenfalls eine Anmerkung wie bei den Alzheimer -Patienten erfolgen? Nämlich, dass die Voraussetzungen für eine aussagekräftige Eigen-Beantwortung der Frage nicht unbedingt gegeben sind - bei Alzheimererkrankungen aufgrund der möglichen intellektuellen Einschränkungen, bei Psychosen und Persönlichkeitsstörungen aufgrund der möglicherweise fehlenden Krankheitseinsicht und Symptomeinschätzung.
2) Die intuitive Beantwortung einer komplexen Frage mag aus ganzheitlichem Standpunkt heraus ein Vorteil sein. Es gibt aber auch zahlreiche Erfahrungen, dass die Aufsplittung von Fragen in Einzelbeobachtungen und - bewertungen leichter fällt, weshalb bei Fragebogenkonstruktionen auch meist dieser Weg gewählt wird. Dass die Beantwortung einer Frage schon die Störungsdiagnose rechtfertigt, bringt u.U. auch die Gefahr des Eindrucks beim Leser mit sich, von einem Symptom auf die Störung schließen zu können.
3) Vielleicht sollte nicht nur z.B. beim Alkoholismus eine Quantifizierung, d. h . Dosisüberlegung erfolgen. Nicht ohne Grund ist in den internationalen Diagnoseschlüsseln eine Angabe über die Intensität, Dauer, Kontinuität, Persistenz beigefügt, sonst könnte eine iatrogene Hypochondrie gefördert werden, wenn ein z.B. aufgrund eines passageren, einmaligen Vorkommens bereits auf das Vorliegen einer Störung geschlossen wird.
Abseits von diesen Überlegungen, die als kritische Fragen gemeint sind und möglicherweise ganz im Sinne des Autors beantwortet werden können, liegt ein kleines Buch vor, das in seinem deutlichen Bemühen, auch für den Laien verständlich zu sein, sehr sympathisch ist und in seiner auf das Wesentliche ausgerichtete Information sehr praktisch ist obendrein!