Musik mit Leib und Seele. Was wir mit Musik machen und die Musik mit uns.

Die simultane kognitive Präsenz von Körpererlebnissen, Gedanken und Gefühlen lässt uns die Einheit von Leib und Seele spüren. Das ist eine wichtige Grundlage für die Musiktherapie.


Auoren: Spahn C u Richter B
Verlag: Stuttgart: Schattauer,
Reihe: Wissen und Leben (Hg: Bertram W)
Erschienen: 2016

Zum Inhalt

Das Autorenpaar deckt eine weite Palette der musikalischen Erfahrung durch eigene Kenntnisse und Ausbildungen, wissenschaftliche Aktivitäten und professionelle Auftritte ab :  Blockflöte, Klavier, Violine, Ballett, Psychosomatische Medizin, Psychotherapeutische Medizin, Musikermedizin u.a.(Spahn), Violine, Gitarre, Chorgesang, Stimmbildung, Gesang, Musiktheaterproduktion u.a. (Richter).

Die 10 Kapitel des Buches führen zu neuen Erfahrungen mit scheinbar Altbekanntem: Wer kennt nicht das Dschungelbuch mit seinem Song: "Probiers mal mit Gemütlichkeit!" Wem sind die Melodien der Zauberflöte nicht vertraut? Wer weiß nicht um das tragische Schicksal von Orpheus? Wer schmunzelt nicht bei der Erinnerung an "Hoppe, hoppe Reiter" oder bei der Rückbesinnung auf rituelle Floskeln wie: "Hals und Beinbruch!" 

Die beschwingte Wanderung durch die verschiedenen Gefilde der Musik ermöglicht eine Fülle von Einblicken. Der unterhaltsame Streifzug enthält eine Analyse der Musikgestaltung des Dschungelbuchs und erläutert u.a. in einem Exkurs die Entwicklung der Filmmusik. Mozarts Zauberflöte, zunächst als Kinderoper verkannt, wird von den Autoren in ihrem Potential erfasst: Musik hilft allen Menschen ungeachtet ihrer Konfession oder Profession und auch des Geschlechts. . Die simultane kognitive Präsenz von Körpererlebnissen, Gedanken und Gefühlen in der Musik lässt uns die Einheit von Leib und Seele spüren. Das ist eine wichtige Grundlage für die Musiktherapie.(Man könnte die Zauberflöte als die Demonstration der Anliegen der Musiktherapie  betrachten, meint der Rezensent).

Das Kinderlied "Hoppe, hoppe Reiter.." verbinden die Autoren mit der Mahnung, Sprechstörungen nicht auf die Anatomie zu beschränken, sondern als Trainingsdefizit - es muss wieder mehr gesungen werden - so die Forderung der Autoren. Nicht die Reparatur ist wichtig, sondern die verhaltensarchäologische Bezugnahme und Besinnung auf eine wichtige Kulturpraxis.

Man sollte sich nicht täuschen: Die beiden Autoren führen zwar ein "angenehmes Gespräch mit dem Leser“, aber, wenn genügend Daten gesammelt sind, kommt es zur jähen Formulierung von Erkenntnissen. Der Schreibstift kreist in der Hand der Autoren so lange, bis er punktscharf „zustößt“ mit Forderungen besonderer Art,  z.B. der Forderung, über Sinnhaftigkeit eines Gesangsministeriums nachzudenken und hinter der humorvollen Mahnung das wichtige kulturelle Anliegen zu entdecken..

 

Die Autoren setzen sich auch mit den Einflüssen der Medien auseinander: Schallplattenspieler, Radio, Film, Fernsehen, Internet. Sie schreiben über den Kastratengesang als Erhebung über die Natur; sie setzen sich mit der politisch missbrauchsanfälligen Funktion der Musik auseinander; sie belegen, dass Stille ebenso bedrückend sein kann wie Lärm; sie schreiben über das Ohr in der griechischen Mythologie u. v. a. m.

„Musik ist ebenso wie die Sprache ein essenzieller Bestandteil unseres Lebens. Beide tragen viel dazu bei, dass wir „humane“ Wesen sind. Musik kann auch ohne Zweckdenken für sich bestehen, wir können die Ressource Musik und insbesondere das eigene Singen – jedoch nutzen, um positiv auf die Entwicklung von Kindern einzuwirken“, schreiben die Autoren auf Seite 154f.  Das gilt nicht nur für Kinder, nicht nur für Kranke, sondern für uns alle.

Und die Autoren resümieren zum Schluss:“Ganz im Sinne des Orpheus-Mythos sollten wir in der Frage der Kultur den Blick nach vorne in die Zukunft richten, damit uns das Wichtigste – die Musik – nicht entgleitet.“

 

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
13.03.2016
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/musik-mit-leib-und-seele-was-wir-mit-musik-machen-und-die-musik-mit-uns.html
Kostenpflichtig
nein