Körper und Psyche in Balance. 12 Wege zu mehr Wohlbefinden
Es werden Möglichkeiten für die Erlangung inneren Wohlbefindens aufgezeigt.
Autorinnen:Michel-Gremaud D u Sommerhalder M
Verlag:Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG.
Erschienen 2016
Zum Inhalt
Die Autorin (M-S.) ist Bewegungspädagogin und hat zur Vertiefung ihrer Kenntnisse über psychische Vorgänge und Zusammenhänge eine Ausbildung in Transaktionsanalyse absolviert. Sie hat in ihrer Beratungstätigkeit heraus gefunden, dass man seelische Probleme 12 Themenbereichen zuordnen kann. Diese sind Selbstwahrnehmung, Atmung, Ausdruck, Hingabe, Aggression, Raum, Zeit, Beweglichkeit, Aushalten, Erden-sich aufrichten, Zentrierung und Vitalität. Die Auswahl wird nicht näher begründet, die konzeptive Nähe zu Tanz, Bewegung, Körperarbeit und Körperpsychotherapie wird erwähnt. Interessant wären Berührungszonen zur Bioenergetik, Funktionellen Entspannung, zum Focusing, zur Konzentrativen Bewegungstherapie, Autogenen Psychotherapie u.a.m. Die Referenz auf diese Behandlungsmethoden wäre beim Anspruch von Leidenslinderung sicher relevanter als die am Rückendeckel erwähnten Körpereinsätze Pilates und Gymnastik.
Jedes Thema wird durch einen Weisheitsspruch eingeleitet, dann folgt Grundsätzliches, weiter ein Theorie-Input (der meist einen beschreibenden Kommentar aus dem Blickwinkel der Transaktionsanalyse enthält, z-B. die ok. und nicht- ok.-Einstellung, das Dramadreieck), weiter Beispiele aus der Beratungspraxis, und schließlich Körperübungen, die die Auseinandersetzung mit dem Thema vertiefen. Z.B. wird beim Thema "Aggression" eine Übung vorgeschlagen, bei der ein anvisierter Gegenstand eine Grenze markiert, die man mit klaren Handbewegungen verteidigt.
Die Co-Autorin ist Künstlerin, sie hat die einzelnen Themen in klaren, ästhetischen Linien aufgegriffen. Einen Künstler hinterfragt man nicht, das ist alte Weisheit. Dennoch wäre ein Brückenschlag zum Verständnis des Lesers keine überflüssige Handlung, so selbstverständlich sind die "Aussagen" der Künstlerin nicht. Beispiel: Auf Seite 15 wird die Selbstwahrnehmung dargestellt. Ein in sich gekrümmter knieender Mensch hält sich mit den Unterarmen die Ohren zu, die Hände umklammern den Nacken. Selbstwahrnehmung als Ausschaltung der Umwelt? Ein weiteres Beispiel: Eine in Seitenlage befindliche Frau streckt die Hände zwischen die eng aneinander gelegten Beine und schließt sie dort ein - das ist die Visualisierung der Hingabe. Selbstverständlich? Hingabe würde wohl doch eher mit einer offenen Haltung assoziiert werden? Und ist Hingabe nur passiv? Ein letztes Beispiel: Zeit, Beweglichkeit, Vitalität ..werden durch mehrere Körper ausgedrückt - welche Botschaft wird damit ausgedrückt? Ist die Beziehung zu anderen nicht bei allen Themen gegeben, warum das eine Mal manifest, das andere Mal latent?
Der Rückendeckel-Text hebt die Vorzüge des Buches hervor: "In 12 Kapiteln bringen Sie Schritt für Schritt Ihren Körper und ihre Seele in Balance". Tatsächlich lässt die Autorin sehr oft Körper und Seele zu Wort kommen. Sie selbst versteht ihre Übungsideen als Beispiele, wie sie etwa auf Seite 102 ausführt: " Es gibt unzählige weitere Übungen, die der Grenzziehung und dem Fordern dienen.." Es geht nicht um Konkurrenz zur Psychotherapie (nach dem Motto: Beratung plus Körperübung ist gleich Therapie), auch wenn für die geschilderten Fallbeispiele psychotherapeutische Behandlung oft nicht fehl am Platz wäre.
Im Wissen um den gegebenen, eingegrenzten Handlungs-Rahmen und im Bewusstsein der für die Indikation vorhandenen oder nicht vorhandenen Kompetenzen bietet das Buch Möglichkeiten an, wie Lebenseinstellungen korrigiert werden können.