Jugendliche begleiten
In fünf große Abschnitte gliedert der Autor das, was er all jenen, die Jugendliche bei ihrer Entwicklung begleiten, mitteilen möchte: Die Jugendlichen als Akteure ihrer Entwicklungsaufgaben (hier setzt sich der Autor unter anderem mit der psychosexuellen Entwicklung, mit der Identitätsfindung, ...
Buchtitel: Jugendliche begleiten. Was Pädagogen wissen sollten.
Autorinnen: Armbrust J
Verlag: Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
Erschienen: 2011
...mit verschiedenen Beziehungsformen auseinander und schlägt entsprechend dem Titel des Abschnittes vor, das eigene Lebensdrehbuch zu schreiben, die eigene Lebenslandkarte zu entwerfen, die Biografieerwartung zu gestalten, Verantwortung zu übernehmen); der formalistische Bildungsansatz in Kontrast zur jugendlichen Entwicklung (in diesem Abschnitt geht es hauptsächlich darum, soweit wie möglich statt Fremdbestimmung intrinsische Motive wirksam werden zu lassen, keine Überformungsbildung zu betreiben, die Leistungsorientierung nicht überborden zu lassen, sondern Kommunikation, Schulklima, Bildungskultur, Ressourcenorientierung und gegenseitige Hilfe in Peergroups zu fördern); eine relative Autonomie gegenüber Konsum und Freizeitmarkt zu entwickeln (worunter der Autor die Balancefindung zwischen finanzieller Abhängigkeit und seelischer Reifung versteht und ein eigenes Handlungsmuster für das Konsum- und Freizeitverhalten vorschlägt); weiters die Frage, wie man Kinder und Jugendliche so stark macht, dass sie keine destruktiven Problemlösungen benötigen (der Autor plädiert für Wertebildung und Sinnstiftung) und schließlich die Schaffung ritualisierter und sanktionsarmer Gestaltungsräume für die Wertebildung Jugendlicher, um so individuelle und gesellschaftliche Anliegen miteinander zu verknüpfen.
Dem Autor gelingt ein dialogischer Monolog: Er spricht vom Anfang des Buches bis zum Schluss, aber so, dass sich der Leser angesprochen, mitberücksichtigt, mit -genommen fühlt. Der Autor schafft außerdem den Brückenschlag zwischen Information ohne Belehrungsdruck und der Einbringung persönlicher Erfahrungen in exemplarischer Weise!
Das Buch enthält viele kleine Kostbarkeiten wie z.B. wichtige Fragen für Jugendliche ( S 35f), ein mutiges Plädoyer für Herzensbildung ( 72), die Analyse und Aufzählung individueller Ressourcen (S 87ff), die wichtigen Faktoren Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit ( S 90 - hier wäre ein Hinweis auf Antonovsky und sein Konzept des Kohärenzsinnes angebracht), die Auflistung von allem jenem, was Jugendliche motiviert, sich sozial zu engagieren (S 117) und vieles andere mehr.
Wer sich von Armbrust Pfeilschüsse gegen Kritisierbares erwartet, liegt nicht falsch, der Autor kritisiert vieles, aber sein Haupttenor liegt auf der Verständigung, auf der Überzeugung und auf einem Gespräch, das anregt und Mut macht!