Frühförderung konkret
Der Anfang des Standardwerkes besteht aus Überschriften, die in ihrer auffordernden Prägnanz fast militärisch klingen: "Das ist beabsichtigt!" "So ist das gesamte Programm aufgebaut!" "Davon gehen wir aus!" "Das kann das Programm leisten!" "So gehen Sie vor!" Dann aber bei den allgemeinen...
Buchtitel: Frühförderung konkret. 260 lebenspraktische Übungen für Kinder mit entwicklungsverzögerte und behinderte Kinder.
Autorinnen: Straßmeier W
Verlag: Reinhardt
Erschienen: 2011
...Fördervorschlägen zur Selbstversorgung/Sozialentwicklung, zur Feinmotorik, zur Grobmotorik, zur Sprache und zu Denken und Wahrnehmung steht man wirklich "Habt acht!" Und dies aus Respekt vor der Fülle von Förderideen, die in diesem Buch realitätsnahe angeboten werden. Zu Beginn jedes dieser fünf "Funktionsbündel findet sich eine Checkliste (ein Suchtest bzw. Screening), die als Entwicklungstest und als an der normalen Entwicklung orientierter Bezugsrahmen für Förderprogrammziele fungiert. Die einzelnen Fertigkeiten werden in einem Entwicklungszeitraum von 3 Monaten bis 5 Jahren nach Schwierigkeiten geordnet dargestellt. Das Programm versteht sich als Ergänzung zu individuellen Therapie- und Erziehungsplänen. Wichtig ist zu klären als eine erste grobe Orientierung 1) ob organische Schädigungen vorliegen, 2) welche Ursachen für eine eventuelle Schädigung in Frage kommen und 3) wie schwerwiegend die Einschränkungen sind. Für diese dritte Orientierung ist das vorliegende Buch gedacht, das ein Abschätzen des Entwicklungsstandes ermöglicht. Man beginnt bei Aufgaben, bei denen sich das Kind sicher fühlt und geht dann schrittweise weiter. Wichtig sind außerdem drei Fragen: Welche Möglichkeiten hat das Kind? Welche Bedürfnisse hat es? Welche Forderungen werden von der Umwelt an es gestellt? Auf Seite 16 findet sich ein sehr praktisches Flussdiagramm zur Zielfindung, das bei der Abschätzung des Entwicklungsstandes beginnt und mit der resümierenden Alternative schließt, ob eine weitere Förderung, eine alternative Vorgangsweise oder keine Förderung mehr notwendig ist. Wertvolle Ratschläge für das Arbeiten mit dem Kind stehen auf Seite 15ff, z.B. der Phasenwechsel beim Lernen zwischen konzentrierter Arbeit und lockerem Spiel, oder die Einbeziehung aller Sinne, oder die ständige sprachliche Begleitung der Tätigkeiten des Kindes. Besonders betont wird die Rolle der emotionalen Zuwendung. Abgerundet werden die grundsätzlichen Anregungen durch Hinweise zum maßvollen Vorgehen: " Bitte nehmen Sie Ihre "therapeutische " Arbeit mit Ihrem Kind nicht zu ernst, freuen Sie sich mit ihm, loben Sie es für kleine Fortschritte, aber erzwingen Sie sie nicht." (S 18) Jede der folgenden Seiten (mit Ausnahme der bereits erwähnten Checkliste am Anfang jedes Kapitels) jeweils eine Aufgabe zu den fünf Funktionsbereichen, gegliedert nach Absicht, Material, Vorgehen, (manchmal auch noch unterteilt in Hinweise für Körperbehinderte, zusätzliche Aufgaben und Materialien), Endziel und weiterführende Aufgaben. Jede Seite enthält außerdem ein Raster mit zehn Feldern, in das man das jeweilige Erfassungsdatum und die jeweiligen Entwicklungsstand bei der betreffenden Aufgabe notieren kann (dieser Status ist unterteilt in a) dauernde Hilfe notwendig, b) überwiegend Hilfe notwendig, c) in weniger als 50% der Handlungsschritt Hilfestellung notwendig, d)zeitweise schon selbständige Aufgabenlösung, e)dauernd selbständige Lösung). So kann man Entwicklungsschritte feststellen. Unter der Überschrift "Wenn Sie noch genauer nachlesen wollen" finden sich wichtige Literaturangaben zu den einzelnen Förderbereichen bzw. zur Entwicklungsförderung allgemein!
Das Buch ist eine wahre Schatztruhe an Förderübungen und ein wertvoller Kompass für die Förderzielbestimmung! Und noch ein Vergleich: Das Buch ist ein unaufdringlicher, sensibler und motivierender "coach" für Eltern, aber auch für alle, die beruflich mit Entwicklungsförderung zu tun haben!