Dorsch Lexikon der Psychologie
16. Erweiterte und aktualisierte Auflage
Das vorliegende Werk beruht auf den Pionier-Arbeiten von Fritz Giese und Friedrich Dorsch. Schon die 15. Auflage des Werkes brachte beträchtliche Neuerungen, unter anderem wertvolle Benutzerhinweise. In der Neuauflage gibt es viele Erweiterungen.
Buchtitel: Dorsch Lexikon der Psychologie, 16. Erweiterte und aktualisierte Auflage.
AutorInnen: Wirtz M A u Strohmer J (Hg)
Verlag: Hans Huber
Erschienen: 2013
Zum Inhalt
Die alte Ausgabe hat z.B. das Stichwort health attribution test, das fehlt in der 16. Auflage, dafür aber gibt es health action process approach, health belief model, beides mit Abbildungen, es gibt den sog. healthismus (das überwertige Gesundheitsverhalten). Beim Stichwort Psychotherapie fällt auf, dass die Psychotherapieforschung erweitert ist, ebenso die Psychotherapieausbildung, ein relativ breiter Raum wird den ökonomischen Aspekten der Psychotherapie gewährt. Ein Ergänzungsbedarf besteht beim Stichwort Psychotherapiegesetz. Trotz beträchtlicher Erweiterung wird nur über die Rechtslage in Deutschland berichtet. Es würde den kleinen Aufwand lohnen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den Nachbarländern darzustellen.
Die neue Auflage ist größer, dicker, die Zahlenangaben überbieten sich gegenseitig: 13000 Stichwörter, davon 5000 neue oder komplett revidierte Stichwörter, 1100 Topstichwörter, die der Vertiefung des Wissens und der besseren Orientierung im weiten Gebiet der Psychologie dienen, 400 neue Autoren, 60% neuer Textanteil! Bei einer derart großen Umwälzung würden die Kriterien, die dabei maßgeblich waren, noch genauer interessieren.
Außerdem gibt es einen Zugang zum Dorsch Lexikon der Psychologie Online, das fortdauernd aktualisiert und erweitert wird). Die Covergestaltung ist nicht mehr in dezentem Violett gehalten, sondern in einem selbstbewussten Rot-Weiß. Die Schrift ist kleiner und dünner, für manche Leser vielleicht anstrengender. Auch die roten Überschriften findet der Rezensent schwerer lesbar als die alten blau gehaltenen.
Mit der Einleitung ist ein mehrfacher Lesegewinn geglückt: Die einzelnen Teilbereiche der Psychologie werden kurz dargestellt und hinsichtlich wesentlicher Aspekte wie geschichtliche Entwicklung, Analyse, Wirkung und Bedeutung, Optimierung u. v. a. m. skizziert, es gibt Hinweise auf zentrale Literaturquellen, weiter werden wichtige Begriffe des jeweiligen Teilbereichs angeführt. Diese Teilgebiete sind: Arbeits- u. Organisationspsychologie, Biologische Psychologie und Neuropsychologie, Emotions- und Motivationspsychologie, Entwicklungspsychologie, Forschungsmethoden Statistik Evaluation, Gesundheitspsychologie und Medizinische Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Kognitive Psychologie, Medienpsychologie, Pädagogische Psychologie und Bildungs- Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Differentielle Psychologie, Philosophie und Wissenschaftstheorie, Diagnostische Psychologie, Rechtspsychologie und Forensische Psychologie, Psychopharmakologie, Sozial- und Kommunikationspsychologie, Sprachpsychologie, Wahrnehmungspsychologie. Damit ist ein Exzerpt auf 65 Seiten gelungen, das das wesentliche Wissen zusammenfasst, bevor es anschließend im lexikalischen Teil des Buches entfaltet wird.
Auf Seite 24 wird einleitend festgestellt: "Tatsächlich wird im Rahmen dieses Lexikons Abstand davon genommen, die Psychologie als klar abgrenzbares inhaltliches Gebiet aufzufassen. Statt dessen wird aufgezeigt, wie umfassend und vielgestaltig sich die Psychologie als empirische Wissenschaft darstellt, und wie weit sie in verschiedene Natur- , Sozial- und Geisteswissenschaften hinein ragt, durch die Verbindung mit Perspektiven und Methoden von Bezugswissenschaften diese bereichert und selbst bereichert wird." Das Lexikon will nicht die Psychologie als Sammlung von Inhalten verstanden wissen, sondern als wissenschaftliche Perspektive, aus der verschiedene Bereiche betrachtet werden können. Die psychologische Perspektive besteht in der Fokussierung auf das Erleben und Verhalten. Diese lassen sich nicht vollständig durch Umweltbedingungen, Naturgesetze, mathematische Regeln erklären oder vorhersagen, es bedarf zusätzlich der Berücksichtigung der Informationsverarbeitung, der Konstruktion, der Emotion, Motivation. Z.B. betrachtet die Psychologie die Gesundheit unter dem Aspekt der Subjektivität der Wahrnehmung, Konstruktion, Informationsverarbeitung (z.B. Gesundheitsstile, Gesundheitsverhalten).
Es entsteht eine Mischung von Respekt und Stolz, wenn man dieses mit Informationen prall gefüllte Standardwerk der Psychologie in den Händen hält: allgemeiner Respekt vor den editorischen Leistungen sowohl der Herausgeber als auch der Bereichsleiter; spezifischer Stolz bei Psychologen, weil sichtbar wird, wie groß das Gesamt-Gebiet der Psychologie geworden ist, wie sehr das psychologische Wissen unsere Kultur beeinflusst, , wie sehr die Wissenschaften von der psychologischen Perspektive , d.h. dem Fokus auf Wahrnehmungskonstruktion, Erleben und Verhalten, profitieren! Aber auch: wie unverzichtbar die Erkenntnisse der Psychologie in die Alltagsbewältigung eingeflossen sind. Unverzichtbar, das Adjektiv passt auch zum Dorsch Lexikon der Psychologie!
Ein Tipp: Wer erst vor kurzem die 15.Auflage erworben hat, braucht nicht darüber verzagen, dass bereits 4 Jahre nach Erscheinen nun schon die 16. völlig neugestaltete Version vorliegt. Da viele Inhalte bei der Neubearbeitung wegfielen oder umgestaltet wurden, lohnt es sich, beide Auflagen parallel oder additiv zu benutzen!