Der Schwarzfuß-Test
Grundlagen, Durchführung, Deutung und Auswertung

Insgesamt kann man resümieren, dass das vorliegende Testmaterial ganz subtile Fragestellungen und ebenso kreative, fein abgestimmte Antworten ermöglicht. Diese Vorteile wiegen den bei allen projektiven Tests häufig beanstandeten Mangel an quantifizierbaren Gütekriterien auf!

Buchtitel: Der Schwarzfuß-Test- Grundlagen, Durchführung, Deutung und Auswertung.
AutorInnen: Corman L
Verlag: E. Reinhardt
Erschienen: 1977/2013

Zum Inhalt

Es ist das Verdienst des Verlages, den in die Jahre gekommenen Schwarzfuß-Test ( genauer gesagt sind 40 Jahre seit der französischen 6. Auflage vergangen) wieder aufzulegen und somit seine nicht alternde Brauchbarkeit zu bezeugen. Allerdings hätte man sich ein freundliches Vorwort vorstellen können oder einige Anmerkungen zu den Erfahrungen mit dem Verfahren innerhalb der vergangenen Jahrzehnte.

Das Bildmaterial des Test besteht aus 16 Zeichnungen über die Erlebnisse einer Schweinefamilie. Eines der kleinen Schweinchen trägt am Fuß einen schwarzen Fleck (deshalb die Bezeichnung Schwarzfuß), auch eines der großen Schweine hat einen derartigen Fleck. Vorläufer dieser Idee waren der Thematische Apperzeptions-Test (TAT) von Murray, die kindlichere Variante des Children´s Apperception Test (CAT) von Bellak und der Blacky Pictures Test von Blum, der als Neuerung die Idee einer fortlaufenden Geschichte (hier die Erlebnisse des Hundes Blacky und seiner Familie) einbrachte.

Man legt dem Kind, Jugendlichen oder auch Erwachsenen die Titelkarte und dann die 16 Tafeln mit den Zeichnungen hin und fordert  zunächst auf, die Figuren zu identifizieren (d.h. ihnen eine Rolle, Funktion zuzuweisen) und zu den Bildern und einer frei zu wählenden Bildabfolge eine Geschichte zu erzählen.

In einem zweiten Schritt werden die Bilder in zwei Stapeln aufgeteilt, die beliebten und die nicht beliebten Motive.  Außerdem wird immer wieder gefragt, welches der beliebten  Zeichnungen  am meisten gefällt, dieses wird ausgewählt und beiseite gelegt und so wird der Vorgang fortgesetzt bis nur mehr die nicht beliebten Zeichnungen übrig sind. Hier wird in einem analogen Vorgang gefragt, welches Bild am wenigsten gefällt. Man verspricht sich durch diese Prozedur eine Abschätzung der Triebtendenzen und der Zensur bzw. Abwehr.  Außerdem wird immer nach einer Begründung der Wahl gefragt . Die Antwort des Probanden" gibt oft Aufschluss über die tieferen Gründe der Zustimmung oder Ablehnung" (Seite 16).

Das Problem bei projektiven Tests ist die Interpretation (und damit die selektive Wahrnehmung des Interpreten, die Interpunktion, die Bewertung u. v. a. m.).  Ob es sich anhand des Tests wirklich so leicht ausschließen lässt, dass eine erfragte Begründung nur eine Rationalisierung ist, oder  ob die Antwort tatsächlich über tiefer gehende Gründe Auskunft gibt?  Ob die Beurteilung, in welchem Verhältnis Tendenz und Abwehr zu einander stehen, so sicher erfolgen kann ( Seite 17)? Wie vieldeutig die Testantworten gedeutet werden können, zeigt das Beispiel   der  Identifikation mit dem Helden, wenn diese stark ist, kann man annehmen, dass es sich um ein anpassungsfähiges Ich handelt, andererseits wird die ständige Identifikation mit dem Helden als Zeichen für ein rigides Ich gewertet. ( Seite 21). 

Die sog. projektive Identifikation wird auf Seite 25f darin gesehen, "dass sich ein Kind so vollkommen auf die Persönlichkeit des Helden projiziert, dass es bei der Identifikation ich sagt." (Seite 25).  Dieser Abwehrmechanismus ermöglicht es dem Kind, Konflikte zur Sprache zu bringen.

Die einzelnen Bildkarten erhalten im Buch einen sehr differenzierten Kommentar, der allerdings profundes psychoanalytisches Wissen voraussetzt. 

Der Rezensent schlägt als Ergänzung für das Buch ein Vorgehen auf drei Bearbeitungsebenen vor:  Auf einer manifesten Ebene kann man die Geschichte, die zu den Bildtafeln erzählt wird, als Narration sehen und diese inhaltsanalytisch verarbeiten: Was für eine Geschichte wird erzählt, wie geht sie aus, wer hat welche Wirkung auf wen?  Wenn man einen projektiven Test wie den vorliegenden als Anstoß für ein Gespräch versteht, so kann man Etliches aus diesem Gespräch an Informationen bergen, auch wenn man kein Tiefenpsychologe ist.

Eine andere, schon durch die psychoanalytische Theorie beeinflusste  Ebene scheint in dem Buch  auf - Seite 51 bringt einen Überblick über die Themen, wobei  es sich nun um triebpsychologische Entwicklungsphasen handelt oder Themen der Aggressivität, Schuld, Geschlechtsidentifikation u. a. m.

Eine dritte Ebene ist  nach Einschätzung des Rezensenten den profunden Kennern der Psychoanalyse vorbehalten: Es geht um Fragen der Abwehr, der Tendenzen, Kompromisse, um spezifische Auseinandersetzungen , um Phänomene wie: Keine Identifikation,  die ideale Mutter, der Nährvater, die diffizilen Themen der Schuld u. a. m.

Insgesamt kann man resümieren, dass das vorliegende Testmaterial  ganz subtile Fragestellungen und  ebenso kreative, fein abgestimmte Antworten ermöglicht.  Diese Vorteile wiegen den bei allen projektiven Tests häufig beanstandeten Mangel an quantifizierbaren Gütekriterien auf!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
22.01.2014
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/der-schwarzfuss-test-grundlagen-durchfuehrung-deutung-und-auswertung.html
Kostenpflichtig
nein