Biologische Psychologie
Nach einer Einführung , die im Wesentlichen eine Begriffsklärung der "Biologischen Psychologie" vornimmt, werden im Folgenden die Methoden der Biologischen Psychologie, die Neuroanatomie, neuronale Kommunikation, chemische Signalsysteme beschrieben, weiters Aufmerksamkeit, Bewusstsein und...
Buchtitel: Biologische Psychologie
Autorinnen: Rockstroh S
Verlag: E. Reinhardt
Erschienen: 2010
...Schlaf, gefolgt von einer Darstellung der neuronalen Plastizität: Lernen und Vergessen sowie Zelltod, weiters Emotionen, psychische Störungsbilder, Psychopharmaka, Abhängigkeit, Gene und Verhalten. Der Bogen ist also recht weit gespannt. Die letzten drei Kapitel bringen ein Glossar, eine wichtige Literaturübersicht und ein ausführliches Sachregister. Es wird also Wissensbreite vermittelt bezüglich dem Biologischen, eine dem Buchtitel entsprechende beständige Verbindung zur Psychologie ist nur implizit gegeben. Die Autorin selbst gibt im Vorwort eine Inhaltskennzeichnung an, die für den Buchtitel passender wäre: Die neuroanatomischen und neurochemischen Grundlagen psychischer Funktionen. Der Buchtitel Biologische Psychologie hingegen lässt viel mehr Brückenschlag zwischen biologischen Vorgängen und psychischen Erlebniszuständen und Verhaltensweisen erwarten als das Buch liefert. (Die Kapitel über die Psychopharmaka und über die Abhängigkeit, sowie über die Verhaltensbiologie bringen allerdings die Verbindung Biologie und Psychologie etwas deutlicher zum Ausdruck). Man kann den konstatierten Mangel natürlich auch als eine disziplinierte Beschränkung auf eben die Beschreibung der neuroanatomischen und neurochemischen Prozesse auffassen und tolerieren, dass beim Aufschlagen des Buches an irgendeiner Stelle nicht der Eindruck entsteht, etwas über eine Teildisziplin der Psychologie zu lesen, sondern ein ausschließlich biologisches Grundlagenwerk vor sich zu haben. Wer hauptsächlich auf die biologischen Grundlagen fokussiert, ist mit der umfassenden Darstellung sicher gut bedient. Einige Klarstellungen würden dem Buch aber auch dann zugutekommen: In der Einführung wird auf den Gegenstandsbereich der Biologischen Psychologie hingewiesen , u.a. auch auf Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung und Sinneswahrnehmung. Im Vorwort hingegen wird angegeben, dass auf die Sinnesphysiologie, das nahrungs- und fortpflanzungsbezogene Verhalten in der Beschreibung verzichtet werde, weil es um nicht unmittelbare psychische Prozesse gehe (?). In der Einführung würde es darüber hinaus wertvoll sein, dem Eingangssatz Die Biologische Psychologie erklärt Verhalten üb er die zugrunde liegenden biologischen...Prozesse kurz ergänzend dazu zu fügen, welcher Unterschied zwischen Erklären und Verstehen besteht (siehe Wilhelm Dilthey) und dass die biologische Erklärung nicht zum Verstehen des menschlichen Verhaltens ausreicht. Eine weitere Erklärung wäre ebenfalls nützlich: Die Auswahl von vier psychischen Störungsbildern (ADHS, Senile Demenz, Schizophrenie, Depression), deren Selektionskriterien man zwar ahnen kann, wo dennoch aber ein Hinweis der Autorin von Wert wäre. Markante Definitionen, Merksätze, Abbildungen, Zeittafeln gliedern das Buch, ausgewogene Hinweise auf medikamentöse Therapiemöglichkeiten und Psychotherapieansätze bei den beschriebenen Störungsbildern bereichern die Darstellung. Hilfreich sind auch die Anregungen für eine weiterführende Literatur und zur Selbstkontrolle des erlernten Wissens geeignete Übungsfragen am jeweiligen Kapitelende.
Das Buch schließt sicher eine Wissenslücke, könnte aber noch viel gewinnen, wenn die "psychologische Anwendungsseite" der biologischen Informationen bzw. die psychologischen Konsequenzen biologischer Gegebenheiten, aber auch die Auswirkungen psychischer Prozesse auf Biologisches bei einer weiteren Auflage dargestellt würden - wobei sicherlich auch eine kurze Stellungnahme zur Körper-Geist-Problematik erwähnenswert wäre.