Flipped Classroom - Unterricht mal anders

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Üblicherweise werden im Unterricht die Schüler von ihrer Lehrkraft in ein neues Thema eingeführt und vertiefen dieses anhand von Übungen und Hausaufgaben. Nicht so bei dem innovativen Unterrichtskonzept Flipped Classroom. Da wird die Reihenfolge auf den Kopf gestellt.

"Umgedrehtes Klassenzimmer"

Oft ist die Zeit im Unterricht für Diskussionen, Fragen, Gruppenarbeiten und Vorbereitungen auf Schularbeiten oder Tests zu knapp. Eine Möglichkeit mehr Zeit zu gewinnen bietet das pädagogische Modell "Flipped" oder "Inverted Classroom", was auf Deutsch soviel bedeutet wie "Umgedrehtes Klassenzimmer". Diese Bezeichnung bezieht sich auf alle Unterrichtsstrukturen im schulischen als auch universitären Kontext, bei welchen sich die Schüler oder Studenten ein neues Thema anhand von Lernvideos zu Hause aneignen und dieses anschließend im Unterricht bzw. der Vorlesung vertiefen.

Vor allem im englischsprachigen Raum hat dieses Unterrichtsprinzip in den letzten Jahren an Bekanntheit gewonnen. Die Mathematiklehrer Felix Fähnrich und Carsten Thein haben es sich zum Ziel gesetzt, dieses Konzept im schulischen Bereich zu etablieren. Ihr Hauptanliegen dabei ist es, "Zeit im Unterricht zu gewinnen, die auf vielfältige Weise für schüleraktivierenden Unterricht genutzt werden kann."

Lesen Sie im folgenden Beitrag vonFähnrich und Thein, wie sie das Konzept "Flipped Classroom" in ihrem Mathematikunterricht umgesetzt haben!

 

 

Flip the Classroom - Mehr Zeit im Unterricht

(c) Fähnrich & Thein

 

Das Grundkonzept

Die Lernenden eignen sich zuhause in ihrem eigenen Tempo die theoretischen Grundlagen mit von uns erstellten Erklärvideos an. Anschließend wird im Unterricht mit verschiedenen Methoden und Aufgabenstellungen geübt. Wir streben dabei an, jeden individuell und damit differenziert zu fördern. Der Lernende soll aus der passiven in eine aktive Rolle versetzt werden und bekommt damit die Möglichkeit selbst Verantwortung für seinen Lernprozess zu übernehmen.

Die Videos

Die von uns verwendeten Videos sind mit Hilfe der Software „Camtasia: mac“ von TechSmith aufgenommen, ausnahmslos selbst produziert und auf das an unserer Schule verwendete Lehrwerk (Lambacher Schweizer Mathematik Kursstufe Baden-Württemberg) abgestimmt. Wir können damit wesentlich gezielter auf die für unsere Schüler relevanten Inhalte eingehen, als dies mit fremdproduzierten Lernvideos möglich wäre. Auch die Tatsache, dass wir als eigene Kurslehrer der Schülerinnen und Schüler auftreten, steigert ihre Motivation und Bereitschaft, die Videos zu bearbeiten.

Bearbeiten heißt in diesem Fall die Videos anzusehen, die darin gestellten Arbeitsaufträge zu erfüllen und als Endprodukt einen Heftaufschrieb anzufertigen. Durch eine einheitliche Struktur der Videos in „Einführung“, „Allgemein“ und „Aufgaben“ ist eine klare, in sich konsistente Struktur der Inhalte gewährleistet.

Vorteilhaft ist, dass sich die Lernenden diese Videos jederzeit - auch mehrmals - anschauen, pausieren bzw. an gewünschte Stellen springen können. Verpasst ein Schüler einmal den eigentlichen Unterricht, so kann er die Erarbeitungsphasen trotzdem nachvollziehen und die Übungen zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

Flash ist Pflicht!

Die Homepage

Auf unserer Homepage www.fliptheclassroom.de finden die Schülerinnen und Schüler sowohl die aktuellen Videos, als auch ein Archiv mit allen bisher produzierten Aufnahmen. Unter jedem Video bietet sich die Möglichkeit mit Hilfe der „Kommentarfunktion“ Fragen zu einzelnen Abschnitten des Videos zu stellen. Ziel ist es, dass möglichst viele dieser Fragen bereits vor dem Unterricht durch die betreuenden Lehrer bzw. im Idealfall durch Mitschüler beantwortet werden können.

Der Unterricht

Zu Beginn des Unterrichts wird in einem kurzen Unterrichtsgespräch zwischen Lehrer und Klasse der Inhalt des vorangegangenen Videos an einigen kurzen Beispielen wiederholt. Diese Phase dient dem Lehrer zur Überprüfung des Lernfortschritts im Rahmen der Hausaufgabe und deckt auf an welchen konkreten Problemen in den anschließenden Phasen detaillierter gearbeitet werden muss.

Die anschließenden Phasen unterscheiden sich je nach Anforderung des aktuellen Themas:

  1. Übung neuer Inhalte
    Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten selbstständig oder in kleinen Gruppen Übungsaufgaben. Diese sind differenziert in die Kategorie leicht, mittel und schwer, so dass jeder Schüler seinem eigenen Lernstand entsprechende Aufgaben bearbeiten kann. Die Lösungen liegen dabei zum selbständigen Kontrollieren aus, der betreuende Lehrer begleitet die Schüler bei ihrem Lernfortschritt und gibt individuelle Hilfestellung.
  2. Anwendung erlernter Inhalte
    Umfangreichere Aufgaben und Problemstellungen die normalerweise im Unterrichtsgespräch gelöst werden und die für den Großteil der Schüler in einer selbstständigen Erarbeitung zu schwierig erscheinen, werden bei uns mit der Methode des „Aktiven Plenums“ bearbeitet. Dabei zieht sich der Lehrer aus der aktiven Rolle zurück und überlässt Moderation und Dokumentation des Unterrichtsgesprächs zwei SchülerInnen. Der Lehrer greift nur ein um dem Moderator bei seiner Fragestellung zu unterstützen oder um – nach angemessener Zeit – den Schülern bei falschen Lösungswegen und Sackgassen zu helfen.

Der Lehrer steht dabei im Hintergrund. Er sorgt für Ruhe und beobachtet die Schüler. Er greift ein um den Moderator bei seiner Fragestellung zu unterstützen oder um den Schüler/in zu helfen, wenn sie zu lange einen falschen Lösungsweg einschlagen.

Fazit

An unserer Schule gibt es insgesamt fünf parallele Mathematikkurse. Drei werden traditionell unterrichtet und unsere beiden nach dem Konzept des „Flipped Classroom“. Das erste der zwei Abschlussjahre ist abgeschlossen und es hat sich gezeigt, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler aus den „Flipped Classroom“ Kursen mit denen der Schülerinnen und Schüler aus den anderen Kursen vergleichbar sind. Außerdem wurde im Rahmen einer Evaluation während des ersten Kursjahres die Meinung der Schülerinnen und Schüler eingeholt. Es hat sich gezeigt, dass ausnahmslos alle das Konzept für sinnvoll erachten und eine Weiterführung des Konzepts im kommenden Schuljahres befürworten.

Über die Autoren:

Felix Fähnrich und Carsten Thein sind Lehrer für die Fächer Mathematik, Physik und NWT am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) in Durmersheim.

Sie möchten den Schülerinnen und Schülern einen modernen und motivierenden Zugang zum Fach Mathematik ermöglichen. Dabei legen sie als Lehrer viel Wert auf einen Unterricht, bei dem die SchülerInnen selbständig und selbstorganisiert arbeiten. Ihnen ist es wichtig, dass die SchülerInnen genug Zeit zum Üben haben und sich auch an schwierigen Aufgaben versuchen.

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Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
22.09.2014
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/im-blickpunkt/detail/flipped-classroom-unterricht-mal-anders.html?cHash=cd5a1b3520e9a08ef883d0bc4995fdea&parentuid=235086
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