Von Clowns und Klassenkasperln

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Pierrot, der traurige Clown, der sich ständig nach der Liebe seiner Columbina sehnt und immer Zielscheibe des Spotts ist – solche Pierrots finden wir mit unterschiedlichem Hintergrund auch in unseren Klassen.

Mir wurde von einer aufmerksamen Klassenlehrerin so ein Kind gemeldet. Diese Kinder sind ja im Unterrichtsalltag eigentlich nicht sonderlich auffallend, unangenehm oder störend. Trotzdem war dieses Kind mit seinem ernsten Charakter oft Angriffen der Mitschüler ausgesetzt und auch die Erwachsenen (Eltern und LehrerInnen)  wurden aus ihm nicht schlau. Da er mich wirklich an einen traurigen Clown erinnerte, hab ich ihm eines Tages ein Gesicht in Originalgröße mit einer traurigen und einer lustigen Hälfte malen lassen. Dann haben wir dieser Maske Augen ausgeschnitten, ein Gummiband befestigt und hat sie sich vor dem Spiegel aufgesetzt. Ihm hat natürlich die traurige Seite viel besser gefallen, die lustige fand er „blöd“.

Nach dem Motto- „Je mehr du von dir zeigst, desto mehr gibt es an dir zu lieben!“ – habe ich ihn ermutigt, bei einem Experiment mitzumachen. Vorher habe ich den Direktor der Schule in mein Vorhaben eingeweiht, der sofort mit voller Begeisterung bereit war mitzumachen.

Der Auftrag war folgender: „Du suchst dir in deiner Klasse eine Mitschülerin oder einen Mitschüler deiner Wahl, mit der/dem du täglich in die Direktion gehst und dem Herrn Direktor den Witz des Tages erzählst, den ihr euch natürlich gut vorbereiten müsst, damit ihr dem Direktor einen wirklich lustigen Tagesanfang bereitet.“ Und siehe da, mein Plan ging auf!

Der Schüler suchte sich vorerst ein Mädchen aus, das ihm sehr ähnlich war. Ich hätte nicht die Kühnheit besessen, ihm das vorzuschlagen, aber sobald man eine Kugel ins Rollen bringt, rollt sie eben auch ohne Zutun. Die beiden hatten tatsächlich täglich einen wirklich lustigen Witz auf Lager. Es führte soweit, dass die Familien und Mitschüler immer mehr ins Witze-Suchen miteinbezogen wurden und eine große positive Dynamik entstand.

Der Zeitpunkt, an dem alles zu versanden begann, war gar nicht klar ersichtlich und feststellbar. Was übrig blieb, war aber ein völlig verändertes Kind, das über die Bühne des Clowns mehr zu sich finden konnte. So eine Bühne brauchen auch oft die "Klassenkasperln", die keineswegs zurückgezogen agieren, sondern mit alltäglichen, oft banalen aber ständig wiederkehrenden Störaktionen, Drahtseilartisten auf den Nerven ihres Umfelds sind. Auch hier treten wir Betreuungslehrer für die Hintergrundgeschichte auf den Plan. Das Motto für alle Beteiligten und Betroffenen heißt: "Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist, jemandem davon zu erzählen."

   


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