Wenn Sexting zum Problem wird
„Sexting“ setzt sich zusammen aus „Sex“ und „Texting“ und meint das Verschicken und Tauschen von Nacktaufnahmen per Internet und Handy. Für Jugendliche kann das eine selbstverständliche Form der sexuellen Online-Kommunikation darstellen. Aber was kann man tun, wenn es zum Problem wird.
Barbara Buchegger von Saferinternet.at erläutert in diesem Shortcut das Thema Sexting: Was es bedeutet, was zu tun ist, wenn es zum Problem wird und warum es bei Jugendlichen ein wesentliches Thema ist.
Sexting stellt für Jugendliche einen durchaus üblichen Teil ihres Sexuallebens dar und muss nicht immer zum Problem werden. Saferinternet.at hat 2015 eine Studie durchgeführt, deren Ergebnisse zeigen, dass Sexting eine häufige Facette des Beziehungs- und Sexuallebens von Jugendlichen geworden ist:
Zahlen, Daten, Fakten
51 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren kennen jemanden, der oder die schon einmal Nacktaufnahmen von sich selbst an andere geschickt hat. Ein Drittel (33 %) hat selbst schon Fotos oder Videos erhalten, auf denen die oder der Abgebildete fast nackt oder nackt zu sehen ist. 16 Prozent der Jugendlichen gaben an, schon einmal Nacktaufnahmen von sich selbst erstellt und diese dann meistens auch verschickt zu haben.
Gründe für Sexting
Wie kommt es dazu, dass Jugendliche freizügige Fotos per Smartphone oder Computer verschicken?
- Sexting findet innerhalb von Liebesbeziehungen statt und gilt als Liebes- und Vertrauensbeweis. Gerade bei räumlicher Entfernung kann so die fehlende sexuelle Nähe überbrückt werden.
- Sexting stellt eine Möglichkeit dar, sich online sexuell auszuprobieren und unverbindlich zu flirten.
- Der Freundeskreis spielt eine wichtige Rolle. Gilt Sexting dort als "cool", ist es für Jugendliche oft schwer, dem Gruppendruck entgegenzuwirken und "Nein" zu sagen.
Was sagt das Gesetz
Pornografische Aufnahmen von Unter-18-Jährigen gelten nach dem Gesetz als Kinderpornografie und dürfen daher nicht besessen, weitergeleitet oder wissentlich angeschaut werden. Ausnahme: Aufnahmen von sich selbst. Seit dem 1.1.2016 ist auch das einvernehmliche Tauschen von eigenen pornografischen Fotos oder Videos zwischen zwei mündigen Jugendlichen (über 14 Jahre) straffrei
(§ 207a StGB Absatz 5)
Was heißt das nun? Wann dürfen Nackbilder verschickt werden? Rat auf Draht gibt Antwort:
Aktiv gegen Nacktaufnahmen
Saferinternet hat einige Tipps zusammengestellt, wie die eigene Privatsphäre beim Versenden von Nacktbildern bestmöglich geschützt werden:
- Empfänger mit Bedacht auswählen
- Das Gesicht nicht zeigen
- Besser weniger zeigen
- Exzessives Sexting vermeiden
- "Beweisstücke" löschen
- Metadaten der Fotos entfernen
- Wenn, dann nur sicher speichern
- Auf synchronisierte Geräte achten
Machen freizügige Fotos oder Videos die Runde, heißt es rasch handeln! Der Leitfaden "Aktiv gegen Nacktaufnahmen" gibt Tipps zur Schadenbegrenzung und eine "Step by Step-Anleitung":
Download: "Aktiv gegen Nacktaufnahmen" (PDF)
Sexting im Schulumfeld
Eine Nacktaufnahme, die in der Schule die Runde macht, ist für den Betroffenen eine äußerst schlimme Situation. Umso wichtiger ist es, schnell zu reagieren und dem Betroffenen zu helfen, damit wieder ein geregelter Unterricht durchgeführt werden kann. Ist Sexting ein Thema in der Schule, so rät Barbara Buchegger von Saferinternet.at, auf drei Ebenen Aktivitäten zu setzen:
- Verbreitung in der Schule klären
- Die Aufnahmen aus dem Internet entfernen
- Betroffene Personen unterstützen
Weiterführende Informationen & Materialien
Flyer "Sexting"
In diesem Flyer informiert Saferinternet.at Jugendliche über Folgen von Sexting und gibt Tipps und Hilfestellung, wenn Sexting zum Problem wird.
Download: Flyer "Sexting" (PDF)
Informationssammlung und Lehrerhandbuch
klicksafe.de informiert über Sexting, gibt Handlungsempfehlungen und Tipps für Jugendliche, Eltern und Pädagogen. Zusätzlich steht ein Arbeitsmaterial für den Unterricht zum Thema "Selfies, Sexting, Selbstdarstellung" zum Download zur Verfügung.
Informationsseite und Downloadlink auf klicksafe.de
Sextalks 2.0: Workshops, Beratung und Information
Bei Sextalks 2.0 lernen Jugendliche und MultiplikatorInnen in Workshops, wie sie das Internet als Quelle von Informationen zu Liebe & Sexualität in sicherer Art und Weise nützen und Risiken vermeiden können. Die Seite bietet außerdem Beratung, Tipps & Facts
Sextalks: www.s-talks.at
Rat auf Draht
Rat auf Draht bietet kostenlose Beratung für Kinder und Jugendliche aber auch für deren Bezugspersonen. Neben der kostenlosen Notrufnummer 147 bietet Rat auf Draht auch Online-Beratung und einen Online-Chat.
Online-Beratung
Bildquelle: Valsur/iStock/Getty Images Plus