Windenergie |
Die Windenergie gehört – ähnlich wie die Wasserkraft – zu den ältesten
Energiequellen der Menschheit. Der Grund hierfür ist, dass sich Wind relativ
einfach in mechanisch nutzbare Energie umwandeln lässt. So z.B. nimmt man an,
dass in den Vereinigten Staaten Mitte des 19. Jahrhunderts rund 14 % des
Energiebedarfs durch Windenergie gedeckt wurden. Billige und reichliche fossile
Energieträger verdrängten die Windenergie zunehmend, da es sich um eine lokal
und zeitlich schwankende Energiequelle handelt.
Windenergie - Die optimale Ergänzung zur Wasserkraft | Windpark Eberschwang (Innviertel) |
Nutzung | Windkraft 2005 |
Versorgung mit Windenergie | Literatur |
Merkmale der Windenergienutzung |
Windenergie - Die optimale
Ergänzung zur Wasserkraft
Österreichs Stromversorgung kann im Winterhalbjahr nur mit Kohle-, Öl- und
Atomstromimporten gewährleistet werden, da die Stromproduktion aus der
heimischen Wasserkraft in dieser Zeit ihren Tiefstand erreicht. Der Wind stellt
hingegen im Winterhalbjahr 2/3 seines Leistungspotentials zur Verfügung.
Dieses Diagramm zeigt, dass der Strom aus Wasserkraft im Sommer seinen Höhepunkt erreicht, hingegen bleibt er im Winter deutlich unter dem Strombedarf zurück. Genau da ist die Windenergie die optimale Ergänzung, um den Kohle- und Atomstrombedarf zu senken.
Nutzung
In Österreich herrschen stark wechselnde Windverhältnisse. Eine genaue
Ermittlung der eventuell nutzbaren Potentiale an Windenergie muss auf örtlichen
Windgeschwindigkeitsmessungen basieren. Vor allem die Geschwindigkeit und die
Richtung sollten über ein Jahr gemessen werden. Kostenanalysen für eine Windenergienutzung in großtechnischem Maßstab am
Beispiel der Bundesrepublik Deutschland ergeben, dass hierfür nur Gebiete mit
einer Windgeschwindigkeit im Jahresmittel von > 4 m/s in Frage kommen
(Standardmesshöhe ist 10 m über Grund).
Aufgrund der neuen Situation auf den Weltenergiemärkten und des großen
Potentials an Windenergie besteht derzeit in vielen Ländern wieder ein
zunehmendes Interesse an der wirtschaftlichen Nutzung der Windenergie. Der
technologische Stand der Windenergiekonverter ist hoch.
Zwei Typen scheinen heute für eine wirtschaftliche Nutzung der Windenergie geeignet:
Vertikalachsen-Windturbinen nach dem Darrieus-Prinzip
Vorteil: sie müssen der sich ändernden Windrichtung nicht
nachgeführt werden;
Nachteil: im Vergleich zu Windturbinen mit horizontaler Achse,
erreicht eine Darrieus-Turbine nur rund 75 % der Leistung einer optimal
ausgelegten Horizontalachsen-Turbine gleicher Baugröße.
Horizontalachsen-Windturbinen mit einfachem Rotor und
zwei bis drei Rotorblättern
Probleme bei der
Nutzung der Windenergie in großtechnischem Maßstab könnte der
erforderliche Flächenbedarf werden. Fasst man 100 Einzelanlagen von je 3 MW
zu einem 300 MW-Kraftwerk zusammen, so ergibt sich ein darf von 10 bis 12 km2.
Diese Fläche wird jedoch nur zu einem geringen Anteil
(0,2 km2) durch die Konvertersysteme selbst in Anspruch
genommen. Eine untragbare Lärmbelästigung ist nicht zu erwarten.
Versorgung mit Windenergie
Nennenswerte Beiträge zur Energieversorgung sind von der Windenergie
voraussichtlich nur dann zu erwarten, wenn entweder leistungsfähige
Energiespeicher zur Verfügung stehen oder wenn es gelingt, die gewonnene
Energie in bestehende Energieversorgungssysteme zu integrieren.
Es ist davon auszugehen, dass in verschiedenen Ländern für die Versorgung
entlegener Gebiete Interesse an Windenergiekonvertern mit einer Leistung von bis
zu 100 kW besteht (dezentrale Energieversorgung).
Größere Anlagen mit einer Leistung von 100 kW bis in den MW-Bereich müssen in
bestehende Energieversorgungsnetze integriert oder für den Betrieb von
Pumpspeicherwerken eingesetzt werden.
Eine Anlage neueren Typs produziert während ihrer gesamten Lebensdauer - abhängig
von Größe und Standort – zwischen 5 und 50 Millionen kWh. Bereits nach
wenigen Monaten erzeugen die meisten Werke einen „energetischen Reingewinn“.
Unter der Voraussetzung einer merklichen Reduzierung des Energieverbrauches und
einer nur teilweisen Ausnutzung des Windenergiepotentials könnte die Windkraft
in Österreich künftig ca. 30 % des gesamten Strombedarfes decken.
Merkmale der Windenergienutzung
Energieproduktion ohne Umweltbelastung
Nutzung heimischer Ressourcen
Verminderung der Auslandsabhängigkeit
Dezentrale Energieproduktion
Krisensichere, unabhängige Energieversorgung
Fachleute sind sich darüber einig, dass der gegenwärtige Umgang mit Energie künftigen Generationen enorme Gesundheits- und Umweltprobleme bereiten wird. Zudem reichen die begrenzten Vorräte an konventionellen Brennstoffen bei steigender Energienachfrage nicht mehr lange aus. Angesichts der Unkalkulierbarkeit von Atomkraftwerken und der Tatsache, dass immer mehr Länder Abschied von dieser Energieform nehmen (zuletzt bekundeten dies Deutschland und die Schweiz) oder gar nie eingestiegen sind (Österreich), wird man sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, den Energiebedarf künftig weit intensiver aus erneuerbaren Energiequellen (Sonne, Wind, Wasser und Biomasse) zu schließen.
Windpark Eberschwang (Innviertel)
Der Standort
Am Höhenrücken zwischen Eberschwang und Pattigham weht der Wind im
Jahresdurchschnitt mit 5,5 m/s (ca. 20 km/h) in Nabenhöhe. Das ist das Ergebnis
einer über mehr als zwei Jahre durchgeführten Windmessung.
Die Projektierung
Mit nur zwei Windkraftanlagen der Type Enercron E 40 kann der Jahresstrombedarf
von mindestens 450 Haushalten gedeckt werden. Natürlich kann diese Energie
nicht direkt in die einzelnen Haushalte geliefert werden, sondern wird ausschließlich
in das öffentliche Netz eingespeist.
Die Finanzierung
Das 19 Mio.-Schilling-Projekt wurde zu 30 % vom Umweltministerium gefördert.
Der erhöhte Einspeisetarif wurde zu einem Viertel für 15 Jahre im Voraus von
der OKA (Oberösterreichische Kraftwerke AG) bezahlt. Der größte Teil des
erforderlichen Kapitals (9 Mio. Schilling) wurde von den Bürgern selbst
aufgebracht. Das Projekt wird von 284 privaten Personen getragen. In nur drei
Wochen war das gesamte Kapital aufgebracht. Verschiedene Beteiligungsvarianten
wurden angeboten: Öko-Zukunftsbeteiligung, Öko-Darlehen, Kommanditbeteiligung;
Die Genehmigung
Das baurechtliche, elektrizitätswirtschaftliche und das konzessionsrechtliche
Prüfungs- und Genehmigungsverfahren wurde trotz umfangreicher Auflagen in
Rekordzeit abgeschlossen.
Die Errichtung
Obwohl die Fundamentierungs- und Netzanbindungsarbeiten bei schwierigen
Witterungsbedingungen durchgeführt wurden, konnte der Zeitplan für den Aufbau
der Anlagen eingehalten werden.
Die Betriebsführung
Die Windkraft Innviertel GmbH hat es geschafft, die Anlagen noch im Jänner
1996 ans Netz zu bringen, um die ertragreichen Wintermonate noch nutzen zu können.
Diese Windkraftanlagen modernster Bauart arbeiten vollautomatisch und werden von
einem Büro aus über Computer fernüberwacht.
Im Allgemeinen zeichnet sich ein
Abgehen von Einzelanlagen ab. Windparks scheinen zur Regel zu werden. Ausnahmen:
Anlagen zur Abdeckung des Bedarfs von Direktabnehmern und Anlagen als Ergänzung
für bestehende Anlagen. Windparks mit bis zu einem Dutzend Anlagen liegen jetzt
schon umsetzungsreif in den Schubladen so mancher Betreibergemeinschaft bereit.
Windkraft 2005
3 % der österreichischen Stromproduktion soll bis zum Jahr 2005 aus
erneuerbaren Energiequellen (ausgenommen Wasserkraft) gedeckt werden. Bei
realistischer Betrachtung verfügen nur Windenergie und Biomasse über ein
mittelfristig umsetzbares Potential in entsprechender Größenordnung.
Vor allem in den windstarken östlichen Bundesländern erhofft sich die
heimische Windszene daher einen kräftigen Aufwind durch die anstehenden
Entscheidungen der Landesenergiepolitiker.
Selbst wenn nur ein Prozent des heimischen Strombedarfs ab 2005 aus den
Rotorbewegungen österreichischer Mühlen gespeist würde, müssten dafür in
nur wenigen Jahren rund 250 neue Windkraftanlagen ans Netz gehen.
GRATHWOHL, Manfred: Windenergie, Geothermie, Biomasse.1983. – Energieversorgung (Ressourcen, Technologien, Perspektiven). Berlin, Walter de Gruyter. S. 180-182, 264-279, 370-371
DERFLINGER, Manfred u.a.: 1997. – Vernetzungen/ Wirtschaftsgeografie. Erneuerbare Energien. Linz, Rudolf Trauner Verlag. S. 57-58
Windkraft Innviertel GmbH. 1993. – Windenergie – Energie für die Zukunft
Internetadresse:
Interessensgemeinschaft Windkraft Österreich (IGW): 1996.- Windkraft 2005
http://www.atmedia.net/IGW/Windenergie/13/foerder4.html
Diagramme:
Windkraft Innviertel GmbH. 1993. – Windenergie – Energie für die Zukunft
|
||||||||
|
||||||||
Anregungen, Tipps, Wünsche an zip@.padl.ac.at |