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Allgemeines | Wasserkraft in Österreich |
Laufkraftwerke | Literatur |
Speicherkraftwerke |
Allgemeines
Strom ist für uns alle etwas Selbstverständliches.
Ein Tag ohne Strom ist schon eine Qual. Die Wasserkraft liefert etwa zwei
Drittel der elektrischen Energie, die in Österreich verbraucht wird.
Laufkraftwerke liefern den Basisstrom (Deckung der Grundlast). Im Winter
brauchen wir aber mehr Strom als diese liefern können, deshalb werden zusätzlich
noch Wärmekraftwerke eingesetzt und weiterer Grundlaststrom wird importiert. Zu
Belastungsspitzen kommt es am Morgen, zu Mittag und am Abend. Dieser
„Spitzenstrom wird in Speicherkraftwerken erzeugt. Strom kann nicht in großen
Mengen gespeichert werden, er wird dann produziert, wenn er benötigt wird.
In
Österreich steht die energetische Nutzung des Wassers von Stauseen im
Vordergrund. Das energiewirtschaftlich genutzte Wasser entspricht einer Menge
von fast 3200 Mio. kWh pro Jahr. Die Wasserkraft ist die wertvollste heimische
Energieform, die sich jährlich erneuert.
Abb 1.: Stromerzeugung Österreichs 1999 |
Laufkraftwerke
Laufkraftwerke
wandeln die Kraft des fließenden Wassers in elektrische Energie um. In Österreich
gibt es rund 100 Laufkraftwerke mit einer jeweiligen Leistung von mehr als 5
Megawatt. Die Stromerzeugung ist abhängig von der Fallhöhe, der Wassermenge
und vom momentanen Zufluss. In Österreich haben die meisten Flüsse ein relativ
großes Gefälle (= mehr Strom). Flusskraftwerke erzeugen nicht nur Strom,
sondern bilden auch einen Schutz vor Hochwasser. Mit dem Kraftwerksbau entstehen
oft auch Erholungs- und Freizeiträume.
Verschiedene Laufkraftwerke | Teile eines Laufkraftwerks | Weitere Funktionen eines Laufkraftwerks |
Verschiedene Laufkraftwerke
Stauwerk: Ein Fluss wird aufgestaut, um
eine größere Fallhöhe zu erreichen. Das Krafthaus befindet sich dann direkt
neben der Wehranlage.
In Laufkraftwerken werden meist Kaplan-Turbinen eingesetzt. Diese Turbinen können
horizontal oder vertikal eingebaut werden. (s. Abb.2)
Laufkraftwerke mit Schwellbetrieb können einen Teil der nutzbaren
Wassermenge über mehrere Stunden in einem Stauraum speichern. Dann erzielen sie
in Zeiten größerer Nachfrage eine etwas höhere Leistung
In einem Ausleitungskraftwerk staut die Wehranlage den Fluss auf. Ein Teil des
Wassers wird somit durch einen Kanal oder Stollen zum Krafthaus geleitet. Bei
einem Ausleitungskraftwerk kann viel Fallhöhe gewonnen werden.
Es gibt auch zweigeteilte Anlagen, die aus einem Wehrkraftwerk
und einem Ausleitungskraftwerk bestehen. In
Österreich gibt es neben den 100 Hochleistungslaufkraftwerken noch mehr als
1650 Kleinlaufkraftwerke, die zusammen etwa 5% der Engpassleistung (die Höchstleistung,
die ein Kraftwerk zum Verbrauch stellen kann, sie wird durch den leistungsschwächsten
Anlageteil begrenzt) aller Wasserkraftwerke erbringen.
Abb.2: Laufkraftwerk - Schema (http://www.padl.ac.at/energieag/) |
Wehranlagen | Schleusenanlagen |
Wehranlagen
Durch die Wehranlage und das Stauwerk wird das
Wasser bis an die genehmigte Höchstgrenze, dem Stauziel, aufgestaut. Das Wasser
oberhalb der Wehranlagen und der Turbinen nennt man Oberwasser, das Wasser
unterhalb ist das Unterwasser.
Wehranlagen dienen zur Regulierung des Stauziels, zur Abfuhr von Hochwasser und
Überwasser bei Maschinenausfall. Dazu werden Wehrverschlüsse gehoben oder
gesenkt.
Schleusenanlagen
Durch das Aufstauen des Flusses wird der natürliche Flusslauf in
einzelne Abschnitte geteilt. Zwischen Oberwasser und Unterwasser kann der Höhenunterschied
wie z.B. bei der Donau bis zu 10 m betragen. Mithilfe von Schleusenanlagen können
Schiffe diese Stufen „steigen“.
Bergfahrt: Bei einer
Fahrt flussaufwärts fährt das Schiff in die Schleusenkammer, in der das Wasser
so hoch wie das Unterwasser steht, ein. Das untere Schleusentor wird geschlossen
und Wasser wird in die Schleusenkammer gefüllt, bis es so hoch wie das
Oberwasser steht. Dann wird das obere Schleusentor geöffnet und das Schiff kann
ausfahren. Das Schiff muss diesen Höhenunterschied nicht aktiv bewältigen und
spart so noch Treibstoff.
Talfahrt:
Bei einer Fahrt flussabwärts fährt das Schiff in die Schleusenkammer ein,
in der das Wasser so hoch wie das Oberwasser steht. Das obere Schleusentor wird
geschlossen, Wasser wird aus der Schleusenkammer abgelassen. Wenn das Wasser so
hoch steht, wie das Unterwasser, kann das Schiff durch das dann geöffnete Tor
ausfahren.
Weitere Funktionen eines Laufkraftwerks
Hochwasserschutz durch
Laufkraftwerke
Durch das Regulieren der Flüsse und durch den
Kraftwerksbau sind die Hochwasserschäden geringer geworden. Im Zuge des
Kraftwerksbaues wurden Retentionsräume, das sind Überschwemmungsgebiete zum
Auffangen der Hochwasserspitzen, errichtet, da die früheren Überschwemmungsgebiete
(Auen) jetzt bewohnt sind. Hochwasserschäden gab es nur in diesen Gebieten.
Dazu haben auch die errichteten Hochwasserdämme beigetragen.
Hochwasser 1954: Bei diesem Hochwasser, bei dem es noch keine Donaukraftwerke
gab, standen in Linz der Hauptplatz und der russisch besetzte Teil Urfahrs unter
Wasser und eine Straße in Wien, die 250 m von der Donau entfernt ist, glich
einem Schwimmbad.
Hochwasser 1991: Bei einer maximalen Höhe von 985 cm (Wachau) und einer
Durchflussgeschwindigkeit von 10000 m³/s war dies die größte Katastrophe seit
1954. Jedoch kam es bei den Schäden nie zu dem selben Ausmaß wie damals. 1991
gab es bereits acht Donaukraftwerke. Die Stauräume in den Auffangbecken haben
je ein Volumen von 60 bis 75 Millionen m³. Die Donau hat im Normalfall einen
Durchfluss von 2000 bis 2300 m³/s. Viele Kraftwerke konnten bei dem Hochwasser
keinen Strom produzieren, da die Fallhöhe zu gering war. Es kam an der gesamten
österreichischen Donau zu einem Erzeugungsverlust von 72 Millionen kWh.
Hochwasser
durch Schneeschmelze: Das Frühjahrshochwasser ist die natürliche Folge, wenn
ein Wärmeeinbruch mit starken Regenfällen zusammentrifft, zusätzlich der
Boden noch gefroren ist und somit kein Wasser aufnehmen kann. Das Schmelzwasser
wird durch die Wildbachverbauung in die großen Flüsse abgeleitet und bewirkt
somit ein schnelleres Ansteigen des Hochwassers.
Ökologische
Begleitmaßnahmen
Schwemmgutverwertung
beim Kraftwerk Aschach: Das Schwemmgut, das an den Turbinenlaufrechen anfällt,
muss geborgen werden. Der Durchschnittswert liegt bei 12000m³ pro Jahr. Das
Schwemmholz wird von den Metall- und Plastikteilen getrennt, zerkleinert und in
einen der acht Silos aufbewahrt. Durch Verbrennung der Biomasse wird Energie in
Wärme umgewandelt und dem Nahwärmenetz zugefügt.
Traunlehrpfad: In unmittelbarer Umgebung der Stadt Traun liegen die Traunwälder.
Dort können sich Tiere und Pflanzen ungestört entwickeln. Die Nutzung beschränkt
sich auf Jagd, Fischfang und Forstwirtschaft.
Fischkulturen: Damit die Fische trotz der Wehranlagen ihren „Wanderbetrieb“
fortsetzen können, gibt es bei Flusskraftwerken sogenannte Fischtreppen, dabei
werden kleine Schwimmbecken stufenförmig angelegt, die von den fischen
springend überwunden werden.
Bewässerungssystem
Gießgang: Im Zuge des Kraftwerkbaus Greifenstein wurde 1984 das Bewässerungssystem
Gießgang fertiggestellt. Dieser neu geschaffene Fluss bewässert heute wieder
die vertrockneten Augebiete westlich von Wien und stellt heute die größte
zusammenhängende Au Mitteleuropas dar. Wo früher ausgetrocknete Wiesen waren,
sind jetzt viele neue Lebensräume, wie Feuchtwiesen oder Teiche,
entstanden. Die natürlichen Überflutungen und Wasserspiegelschwankungen
haben eine üppige Vegetation der Au bewirkt. Der fischreiche Gießgang hat
zahlreich Vogelarten angelockt, es gibt seltene Pflanzen und Insekten.
Tourismus
in Zusammenhang mit Laufkraftwerken
In den Gebieten um ein
Laufkraftwerk können verschiedene Sportarten ausgeübt werden, wie z.B.:
Wildwasserfahren auf der Drau; der Donauradweg von Passau bis Wien; Segel- und
Motorboothäfen, Tennisplätze und
viele andere Sporteinrichtungen an der Donau; Kajakschule, Fischerschule und
Bungee Jumping in Klaus ...
In
Zusammenhang mit der Geschichte der Wasserkraft entstehen auch Museen, wie z.B.
das Ennsmuseum in Kastenreith-Weyer.
Speicherkraftwerke
Voraussetzung
für ein Speicherkraftwerk ist ein Stausee im Gebirge. Die Leistung wird
bestimmt durch den Höhenunterschied zwischen Stausee und Krafthaus sowie vom
Turbinendurchfluss. Das Wasser wird entweder mittels einer Staumauer oder einem
Staudamm gestaut. Weitläufige Beileitungssysteme können den Inhalt des
Stausees vermehren. Das gespeicherte Wasser wird über einen Druckstollen und
einem Druckschacht zum Krafthaus geleitet. Speicherkraftwerke sind mit einer
Pelton- oder einer Francisturbine ausgestattet.
Pelton-Turbinen haben becherförmige Schaufeln und ähneln einem
einfachen Wasserrad. Francis-Turbinen sind universell einsetzbar, sie haben
Laufräder mit feststehenden Schaufeln (vgl. Abb. 3). Speicherkraftwerke können
innerhalb weniger Minuten ein- und ausgeschaltet werden. Sie bringen sehr rasch
die elektrische Energie und decken Bedarfsspitzen.
Francis-Schachtturbine | Francis-Spiralturbine |
Abb.3: "Typen von
Francis-Turbinen" aus: Electropolis - Eine
interaktive Reise durch die Welt des Stroms. |
Abb. 4: "Speicherkraftwerk " aus: Electropolis - Eine interaktive Reise durch die Welt des Stroms. |
Verschiedene Speicherkraftwerke
Krafthäuser können unterschiedliches Aussehen haben. Ein
Kavernenkrafthaus wird dann gebaut wenn nur wenig Platz vorhanden ist oder zum
Schutz vor Lawinen wird das Krafthaus in den Berg hineingebaut.
Stauseen werden eingeteilt in Tages-, Wochen- und Jahresspeicher. Ein
Tagesspeicher kann die Bedarfsspitzen eines Tages decken. Bei einem
Wochenspeicher reicht der Inhalt, um das Kraftwerk etwa eine Woche lang zu
betreiben. Ein Jahresspeicher verlagert große Mengen vom Sommer in den Winter.
In einem Pumpspeicherkraftwerk befinden sich neben den Turbinen auch
Speicherpumpen. Im Turbinenbetrieb wird das Wasser aus dem höheren gelegenen
Speicher zur Stromerzeugung genutzt und ein einen Zwischenspeicher geleitet. Im
Pumpbetrieb wird das Wasser aus dem Zwischenspeicher in einen höher gelegenen
Stausee gepumpt.
Teile eines Speicherkraftwerks
Wasserwege
Die Stauseen werden nicht nur
durch natürliche Zuflüsse und Pumpbetrieb gefüllt. Das Speicherwasser kann
auch aus teilweise weitläufigen Beileitungssystemen kommen. Dazu werden oft
Triebwasserwege künstlich angelegt. Um die Einzugsgebiete optimal zu nutzen,
werden Bäche und das Schmelzwasser von Gletschern erfasst.
Staudämme und Staumauern
Staudämme: Staudämme beanspruchen eine
größere Aufstandsfläche als Staumauern. Sie können aber auch dort errichtet
werden, wo der geologische Untergrund für Staumauern nicht geeignet ist. Der
Untergrund muss sehr tragfähig sein und darf keine wasserlöslichen Materialien
enthalten. Schüttdämme aus einheitlichem Material sind selten, da das
Baumaterial eine sehr geringe Durchlässigkeit aufweisen muss. Staudämme müssen
abgedichtet werden. Hier wird unterschieden zwischen einer innenliegenden
Kerndichtung und einer Oberflächendichtung.
Staumauern:
Früher wurden die Staumauern aus vermörtelten Steinen errichtet, heute
werden sie aus Beton hergestellt. Staumauern bewegen sich an den Sperrenkronen
um einige Zentimeter vor und zurück, abhängig von der Wasserlast und der Außentemperatur.
Hier wird unterschieden zwischen Gewichtsmauern und Gewölbemauern.
Talsperren und deren Überwachung
Staumauern und Staudämme werden
zusammenfassend als Talsperren bezeichnet. Sie schaffen Stauseen, in denen, zum
Beispiel während der Schneeschmelze, Wasser gespeichert wird. Das Wasser in den
Stauseen wird dann genutzt, wenn kurzfristig mehr Strom benötigt wird. Jede
Talsperre besteht aus dem Sperrenbauwerk und den dazugehörenden Einrichtungen
wie dem Entnahmebauwerk (Einlauf zum Druckstollen), dem Grundablass als
Sicherheitseinrichtung und der Hochwasserentlastungsanlage und anderen
Kontrolleinrichtungen.
Talsperren
sind eines der sichersten Bauwerke unserer Zeit. Kaum ein anderes technisches
Bauwerk wird so intensiv überwacht wie eine Talsperre. Es werden laufend
Messungen und Kontrollen durchgeführt um frühzeitig eine mögliche Veränderung
festzustellen und entgegen zu wirken.
Weitere Funktionen eines Speicherkraftwerks
Hochwasserschutz durch
Speicherkraftwerke
Alpine
Speicherkraftwerke schützen vor Überschwemmungen. In den Jahresspeichern
werden große Wassermengen zurückgehalten. Auch kleinere Speicher schützen vor
Hochwasser, indem sie durch den maximalen Betrieb der Turbinen und dem Öffnen
des Grundablasses den Wasserspiegel senken.
Ökologische
Begleitmaßnahmen
Trinkwasser aus Stauseen: Das
Trinkwasser wird durch die Verschmutzung immer knapper. Die Tauernkraft
errichtete beim Kraftwerk Kaprun-Hauptstufe eine Pilotanlage, in der das Wasser
aus den großen Stauseen im Kapruner Tal erfolgreich zu Trinkwasser aufbereitet
wird. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass Stauseen im
Hochgebirge in Zukunft einen wesentliche Beitrag zur Versorgung mit reinem
Trinkwasser leisten werden.
Erlebniswelt-
und Erholungsraum Bürgkogel-Klammsee: Hier wurde ein Naturlehrpfad und
zahlreiche Biotope eingerichtet. Der Klammsee wurde zu einem Naherholungsgebiet
für Einheimische und Gäste von Kaprun.
Tourismus in Zusammenhang mit
Speicherkraftwerken
Öko-Lehr-Pfad Bregenzer Ache: Dieser Lehrpfad
wurde im Rahmen eines Projektes der PÄDAK erstellt. Der ausgewählte
Landschaftsteil im Bregenzer Wald, an der Bregenzer Ache, ist durch eine Reihe
von verschiedenen Lebensräumen strukturiert und zeichnet sich durch eine
weitgehende Ursprünglichkeit aus.
Nationalpark Hohe Tauern: Durch die alpinen Speicherkraftwerke in den Ländern
Salzburg, Kärnten und Tirol sind Tore in den
Nationalpark gesetzt worden. Durch die Aufstiegshilfen der
Kraftwerksunternehmen gelangen jährlich hunderttausende Touristen rasch und
sicher in diese Welt aus Fels und Eis.
Ski- und Wandergebiet Golm: Dieses Skigebiet liegt oberhalb von Tschagguns im
Montafon.
Wasserkraft
in Österreich
Seit 1950 wird die Nutzung aus
Wasserkraft forciert, wobei eine deutliche Differenzierung zwischen Westösterreich
mit vorwiegend Speicherkraftwerken und dem östlichen Österreich mit fast
ausschließlich Laufkraftwerken festzustellen ist. Die Energie aus Wasserkraft
und kalorischen Kraftwerken deckte 1994 rund 14% des gesamten österreichischen
Energieverbrauchs.
Die größten Speicherkraftwerke liegen im Silvrettagebiet (Illkraftwerke), im
Zillertal sowie in den Hohen Tauern (Kaprun, Stubachtal). Die österreichischen
Speicherkraftwerke sind über das europäische Verbundnetz mit dem Ausland
verbunden und liefern Strom bis ins Ruhrgebiet.
An
Donau, Inn, Enns, Traun, Salzach, Drau und Mur ist ein sehr hoher Ausbaugrad bei
den Laufkraftwerken erreicht. Die Kraftwerke an der Donau liefern fast ein
Drittel des Regelarbeitsvermögens.
(Diercke. Handbuch, S.32)
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