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Entstehung von Kohle
„Kohle ist ein brennbares 'Gestein', das im wesentlichen in Form von Flözen
– ausgedehnten, flächenartigen Schichten zwischen anderen Gesteinslagen –
vorkommt. Sie entstand aus Ablagerungen vorzeitlicher Pflanzen, die bei ihrer Überflutung
und Überlagerung mit anderen Sedimentschichten unter Luftabschluss in Kohle
umgesetzt wurden. Art und Dauer dieses Umwandlungs- oder Inkohlungsprozesses
waren bestimmend für die Eigenschaften dieser Kohlen und damit für ihre
Verwendung.
Dem kürzesten Inkohlungsprozess unterlagen die im wesentlichen erst im Tertiär
entstandenen Braunkohlen. Ihr Wasser- und Aschegehalt ist hoch, ihr Wärmewert,
verglichen mit Steinkohlen, niedrig. Stärkere Inkohlung unterlagen die Lignite,
deren Vorkommen vor allem in der Tschechoslowakei und in Ungarn ausgebeutet
werden.
Die geologisch ältesten Kohlen sind die aus dem Karbon (lateinisch carbo,
Kohle), die vor 300 Millionen Jahren entstanden sind und bei denen es sich fast
ausschließlich um Steinkohlen handelt. Sie konzentrieren sich in Westeuropa auf
den westeuropäischen Kohlengürtel, der sich von England über Nordfrankreich,
Belgien und Holland bis ins Ruhrgebiet hinzieht, auf die Vorkommen im
Saar-Lothringischen Raum und auf Oberschlesien. Sie unterscheiden sich
untereinander stark und werden deshalb auf Grund ihres Gehaltes an flüchtigen
Bestandteilen, ihres Heizwertes und ihrer Verkokungseigenschaften in sieben
Hauptarten unterteilt, ..."
(Aus: Seibert, Gerd. u. Wendelberger, Erhard. (1976). Lexikon 2000. (Band 7).
S.2880.
Geographische Verteilung von
Kohlevorräte
Die geographische Verteilung einzelner Energieressourcen kann für die
Wahl eines Primärenergieträgers beziehungsweise für eine mögliche
Kombination von Energieträgern ausschlaggebend sein. Die Kohlevorräte stellen
den Hauptteil der fossilen Primärenergie dar und die Reservesituation für die
westlichen Industriestaaten (OECD) ist bei diesem Energieträger, verglichen mit
anderen, aufgrund der Verteilung der Lagerstätten außerordentlich günstig.
Die geologischen Ressourcen an Kohle betragen nach heutiger Kenntnis rund 11000·109
t SKE, davon sind erst 3060·109 t SKE identifiziert. Der überwiegende
Teil der identifizierten Kohlevorräte liegt in Nordamerika, den Ostländern und
Westeuropa. Die OPEC-Staaten haben mit Ausnahme von Indonesien und Venezuela
praktisch keine Kohlevorkommen. Ähnliches gilt – bis auf Indien, Kolumbien,
Mexiko, Brasilien, Botswana und Swasiland – für die Entwicklungsländer.
Förder- und
Verbrauchszentren von Kohle
Auf die drei größten Steinkohleförderländer (USA, ehemalige UdSSR,
VR China) fallen rund zwei Drittel der gesamten Förderung. Ähnliches gilt für
die Braunkohleförderung. Es ist damit zu rechnen, dass die Braunkohleförderung
Nordamerikas in Zukunft erheblich steigen wird, was aufgrund der Reserven möglich
ist. Die Sowjetunion ist in der Gesamtkohleförderung das größte Förderland
der Welt.
Die weitere Entwicklung der Kohleförderung hängt von mehreren noch ungewisser
Faktoren ab. Einige wichtige sind:
Fazit: Die Förderung von Kohlevorräten kann noch beträchtlich
gesteigert werden.
Steinkohle wird im Gegensatz zu Braunkohle weltweit gehandelt. Aber aufgrund der
– mit wenigen Ausnahmen – ausgewogenen Verteilung der Förder- und
Verbrauchszentren besitzen die Welthandelsströme von Steinkohle längst nicht
die weltwirtschaftliche Bedeutung, wie es bei Erdöl und Erdgas der Fall ist.
Laut Gratwohl (1983, S.96) hat die Kohleförderung – insbesondere in den USA,
in der UdSSR, in der VR China und in geringerem Maße in einigen westeuropäischen
Staaten – steigende Tendenz. Da aber die Kohlevorräte vorwiegend in den
Industrieländern liegen, die diesen Primärenergieträger zur eigenen
Bedarfsdeckung benötigen, ist in Zukunft mit einer relativen geringen Zunahme
des Weltkohlehandels zu rechnen.
Der Fischer Weltalmanach (1999, Sp.1127) hingegen berichtet von einem Kohleförderungsrückgang
in der EU, sowohl in der Braunkohle-, als auch in der Steinkohleförderung.
Steinkohlenförderung | Jahr | Fördermenge in Mio. t |
1983 | 244.700 | |
1995 | 135.400 | |
1996 | 128.300 | |
1997 | 125.000 |
Diese verringerten Fördermengen konnte von den EU-Länder nur
dank massiver Subventionen und Einfuhrkontigentierungen beibehalten werden. Die
europäische Steinkohle wurde auch 1997/98 von zwei Konkurrenten bedrängt: die überseeische
Importkohle, die trotz der Transportkosten, aber dank günstigerer
Abbaubedingungen wesentlich billiger angeboten wird, und von Heizöl,
Erdgas und Kernenergie, die bei der derzeitige Preisgestaltung lukrativer sind.
Die westeuropäische Steinkohle gehört wegen ihrer hohen Förderkosten (ungünstige
Abbaubedingungen und hohe Arbeitslöhne) zu den teuersten Energielieferanten.
Pläne zum verstärkten Einsatz der Steinkohle als Energielieferant („Erdölkrisen“
der 70er Jahre) wurden wegen der seit Jahren relativ niedrigen Preise für Erdöl,
Erdgas und Kernenergie in den meisten europäischen Staaten stark reduziert.
Ebenso wurden Pläne zum Bau von Kohleverflüssigungsanlagen zur
Treibstoffgewinnung aus Kostengründen wieder storniert.
“Der dadurch
hervorgerufene Rückgang des
Kohleverbrauchs – zu dem auch noch die gesunkene Stahlproduktion kam
(Kokskohle) – führte in allen westeuropäischen Kohleabbauländern zu starkem
Beschäftigungsabbau und regional zu wirtschaftlichen Problemen und
Arbeitslosigkeit. Umgekehrt stieg die Bedeutung der exportorientierten überseeischen
Kohleproduzenten, v. a. Australien und Südafrika."
(Aus: Baratta, Mario von. (Hrsg.). (1998). Der Fischer Weltalmanch. (Zahlen
Daten Fakten ´99). Sp.1127.)
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Aus: Baratta, Mario von. (Hrsg.). (1998). Der Fischer Weltalmanch. (Zahlen Daten Fakten ´99). Sp.1115, 1126. |
Besonderheiten
der Kohletechnologie
Die Kohle ist als Feststoff sowohl verfahrenstechnisch als auch
chemisch-physikalisch gegenüber flüssigen und gasförmigen Energieträgern im
Nachteil. Die Lagerstättenerkundung von Kohle ist aber einfacher als die von
Erdöl und Erdgas und deshalb sind die Kohlevorräte in allgemeinen besser
bekannt. Aufgrund der großen Kohlevorräte ergeben sich für die
Kohlewirtschaft folgenden Aufgaben:
Kohle in verbraucher- und umweltfreundliche Sekundärenergie umzuwandeln
Verbesserungen
in den einzelnen Phasen der Kohletechnologie:
Lagerstättenerkundung
Gewinnung der Kohle
Förderung
Aufbereitung
Lagerstätten
Wichtige Aspekte bei der Bewertung einer Lagerstätte sind:
Qualität und Menge der Kohle in Verbindung mit dem Verwendungszweck
geographische Lage der Lagerstätte
lagerstättenbedingte
Faktoren, die den Abbau und somit die Kosten beeinflussen
Wichtige
lagerstättenbedingte Faktoren sind beispielsweise die „Teufe“ (bergmännisch:
Tiefe), die Mächtigkeit der Flöze sowie die Menge des auftretenden
Grubenwassers. Zunehmende Teufe wirkt sich auf die Kosten des Aufschlusses
der Lagerstätte und auf die Förderkosten beim Abbau negativ aus. Außerdem
steigt mit wachsender Teufe die Temperatur an, was erhöhte Anforderungen an
die Grubenbelüftung zur Folge hat. In großen engen auftretendes
Grubenwasser kann sowohl die Gewinnung als auch die Förderung erheblich
erschweren.
Das Aufschließen einer abbauwürdigen Lagerstätte kann im Tagebau
oder im Tiefbau erfolgen. Unter Tagebau
wird der Abbau einer Lagerstätte von der Erdoberfläche aus verstanden,
nachdem, die die Lagerstätte überdeckenden Gesteine abgeräumt wurden. Unter Tiefbau
versteht man das Aufschließen einer Lagerstätte von der Erdoberfläche aus
durch Schächte.
Bei der Vorratshaltung ist die Kohle im Vorteil, denn für die Lagerung auf
Halden genügt ein hinreichender großer freier Platz. Beim Transport aber wirkt
sich der feste Aggregatzustand der Kohle negativ aus. Ein Verstärkter Einsatz
der Kohle setzt voraus, dass Kohle kostengünstiger als bisher transportiert
werden kann. Erfolgversprechend scheint der hydraulische Feststofftransport (grobkörnige
Feststoff-Wasser-Gemisch) in Rohrleitungen zu sein. Der Transport in
Rohrleitungen ist umweltfreundlich, witterungsunabhängig und auch in unzugänglichem
Gelände möglich.
Lagerstätten:
Steinkohle
Braunkohle
N-Amerika: Appalachen, Mittelwesten (Illinois), Montana und Wyoming, im
Norden Mexikos
S-Amerika: nördliche Spitze Kolumbiens, im Süden Chiles
Europa: Spanien, Britannien, Deutschland, Polen, Slowenien, Griechenland
Asien: Türkei, Russland, China, Indien, Borneo
Afrika: Republik Südafrika, Simbabwe
Australien: Queensland, New-Südwales
Kohleveredelungsprodukte
Kohle ist aus Biomasse entstanden, die durch Photosynthese erzeugt
wurde. Durch geo-chemische Einwirkung (erhöhter Druck, erhöhte Temperatur und
Luftabschluss) verwandelt sich die Biomasse zunächst in Torf, dann in Braun-
und Steinkohle. Durch den Vorgang der Inkohlung
gehen Sauerstoff und Wasserstoff nach und nach verloren.
Braunkohle
hat eine niedrige Inkohlungsstufe. Beispiele sind: Weichbraunkohle,
Mattbraunkohle, Glanzkohle. Steinkohle
hat eine höhere Inkohlungsstufe. Beispiele sind: Gaskohle, Fettkohle,
Magerkohle, Anthrazit.
Außerdem enthalten Kohlen Schwefel und Stickstoff sowie mineralische
Bestandteile und Wasser in unterschiedlichen Mengen. Ein höherer Anteil mindert
die Qualität der Kohle.
Kohle hat ein hohes Veredelungspotential. Sie kann sowohl in elektrische Energie
als auch in gasförmige und flüssige Energieträger umgewandelt werden. Außerdem
kann Kohle als Chemierohstoff verwendet beziehungsweise in metallurgischen Koks
und Aktivkohle übergeführt werden.
Bei Kohleveredelungsprozessen ist von Bedeutung, dass auch schwefelhaltige Kohle
eingesetzt werden kann, da der Schwefel bei den Umwandlungsverfahren - durch
entsprechende Prozessführung – entfernt werden kann. So können
Kohleveredelungsprodukte in Form von gasförmigen und flüssigen
Kohlenwasserstoffen auf dem Energiemarkt grundsätzlich die Nachfolge von Erdgas
und Erdöl antreten.
Kohlevergasung | Kohlehydrierung |
Kohleverflüssigung | Kokserzeugung |
Kohlevergasung
Die großtechnische und wirtschaftliche Realisierung der Kohlevergasung
ist für Länder mit großen Kohlevorräten von Interesse, da der energetische
Wirkungsgrad bei Gaserzeugung aus Kohle günstig ist und gasförmige Energieträger
. im Vergleich zu Kohle – Vorzüge haben.
Bei der Kohlevergasung werden aus Braun- oder Steinkohle – unter Einsatz geeigneter Vergasungsmittel – Gase erzeugt. Z.B.: Wasserdampf Ø Wasserdampfvergasung; Wasserstoff Ø hydrierende Vergasung
Kohleverflüssigung
Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren zur Herstellung flüssiger
Energieträger aus Kohle:
Vergasung von Kohle zu Kohlenmonoxid und Wasserstoff mit anschließender Synthese zu flüssigen Produkten
direkte Hydrierung der Einsatzkohle
Bei der Kohleverflüssigung über Synthesegas ist von Vorteil, dass die Abtrennung des in der Kohle enthaltenen Schwefels in der Gasaufbereitung relativ einfach ist, und dass auch aschereiche Kohlen als Rohstoffe verwendet werden können.
Kohlehydrierung
Unter Kohlehydrierung versteht man die Wasserstoffanlagerung an Kohle unter hohem Druck und hohen
Temperaturen in Anwesenheit von Katalysatoren. Bei der Kohlehydrierung wird von
der gesamten Einsatzkohle nur etwa ein Drittel zu flüssigen Produkten hydriert;
zwei Drittel der Kohle werden zur Wasserstoff- und Energieerzeugung benötigt.
Kokserzeugung
Erhitzt man Kohle unter Luftabschluss, so entstehen
gasförmige Produkte: z.B. Kokereigas
flüssige Produkte: z.B. schwere und leichte Teeröle
feste Produkte: z.B. Braunkohlen- und Steinkohlenkoks
Bei Zersetzung der Kohle bis etwa 900 K spricht man von Schwelung,
bei Temperaturen von 1200 K und höher von Verkokung.
Wirtschaftliche Bedeutung hat nur die Verkokung von Steinkohle. Koks wird als
Reduktionsmittel benötigt, um aus verschiedenen Eisenerzen Roheisen zu
gewinnen. Doch die Stahl- und Eisenindustrie als Hauptabnehmer von Koks konnte
ihm Laufe der Jahre ihren spezifischen Koksverbrauch reduzieren, etwa durch
Verbesserung der Hochofentechnik und durch die teilweise Substitution des Kokses
durch Heizöl.
Elektrizitätserzeugung
in Wärmekraftwerken
1979 erfolgte die Umwandlung von Primärenergie in Elektrizität in der
Welt zu rund 70% über Wärme in konventionellen thermischen Kraftwerken. (1997
betrug die Stromerzeugung aus Kohle in Deutschland 51,6%).
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Aus: Baratta, Mario von. (Hrsg.). (1998). Der Fischer Weltalmanch. (Zahlen Daten Fakten ´99). Sp.1107, 1108. |
Der Wirkungsgrad fossil
beheizter Kraftwerke beträgt rund 40%, das heißt, nur 40% der eingesetzten
Primärenergie wird in elektrische Energie umgewandelt. Der übrige Anteil geht
verloren, im allgemeinen als Abwärme in Kühlmittel oder in die Atmosphäre.
Ein großer Anteil der elektrischen Energie stammt aus
fossilbefeuerten thermischen Kraftwerken. Brennstoffe für solche Kraftwerke
sind Steinkohle, Braunkohle, Öl, Gas und Müll. Mit der bei der Verbrennung
freigesetzten Wärme wird Dampf erzeugt, der dann eine Turbine antreibt. Die so
erzeugte Rotationsenergie wird mithilfe eines elektrischen Generators in
elektrische Energie umgewandelt.
Dieser Dampfkraftprozess ist grundsätzlich in allen fossilbefeuerten thermischen Kraftwerken gleich. Sie unterscheiden sich lediglich in:
den Feuerungseinrichtungen
den Vorrichtungen zur „Beseitigung“ der Verbrennungsprodukte (Abgase, Asche)
den erreichbaren Dampfzuständen (Druck, Temperatur).
Ein Nachteil bei Kohlekraftwerken sind die anfallenden Schadstoffemissionen.
Doch diesem Problem wird mit immer besser entwickelter
Kohlekraftwerkstechnologie entgegen gewirkt. So konnte man zum Beispiel durch
den Einsatz von Gewebe- und Elektrofiltern die verursachte Staubemission eines
Steinkohlekraftwerks von 10 g/kWh elektrischer Energie in den 60er Jahren auf
nur mehr noch ca. 0,5 g/kWh elektrischer Energie reduzieren. Auch Emissionen von
gasförmigen Schadstoffen (Schwefeldioxid, Stickoxide) konnten beträchtlich
verringert werden.
Konventionelle Kohlekraftwerke, sogenannte Kraftwerke der 1. Generation, arbeiten im Prinzip mit Rost- und
Staubfeuerung. In beiden Fällen werden relativ große Mengen an gasförmigen
Schadstoffen erzeugt. Aus diesem Grunde konzentrierte man sich darauf, den
Verbrennungsprozess umweltfreundlicher und die Nutzung der Primärenergie
effizienter zu machen. Durch neue Verfahren wird die Emission von Schwefel- und
Stickoxiden weitgehend verhindert ð
sogenannte Kraftwerke der 2. Generation.
Zwei besonders erfolgsversprechende Anwendungen sind das Prinzip der Wirbelschichtfeuerung
und Kohlekraftwerke mit einem Lurgi-Kohledruckvergaser.
Wirbelschichtfeuerung | Lurgi-Kohledruckvergaser |
Wirbelschichtfeuerung
Feinkörniges Kohle-Material, in das von unten Luft geblasen wird,
beginnt zu schweben und gerät dann in einen „fluiden“ Zustand, der in vielen Eigenschaften einer Flüssigkeit
gleicht. Bei Heizkessel solcher Art werden in diese Wirbelschicht die von Wasser
oder Dampf durchströmten Rohre gelegt. Durch diesen engen Kontakt ist der Wärmeübergang
intensiver, dies bringt den Vorteil, dass man mit weniger Heizkosten mehr Wärme
abführen kann. Außerdem können die Rohre relativ eng angeordnet werden, was
eine beträchtliche Raumersparnis im Vergleich zu konventionellen Dampfkesseln
bringt.
Bei der Wirbelschichtfeuerung sind die
Verbrennungstemperaturen mit 1100 bis 1250 K relativ niedrig, dadurch entstehen
nur geringe Mengen an Stickoxiden. Außerdem lässt sich die Entschwefelung des
Brennstoffs bereits im Brennraum durch Zusatz von Kalkstein durchführen. Der
dabei entstehende Gips kann im Bausektor verwendet werden.
Kraftwerke mit Wirbelschichtfeuerung sind umweltfreundlicher und können deshalb auch in der Nähe von
Ballungszentren gebaut werden. Ihr Wirkungsgrad beträgt – allein an der
Stromerzeugung gemessen – rund 42%; der Gesamtwirkungsgrad (mit Wärmekopplung)
beträgt etwa 75%.
Lurgi-Kohledruckvergaser
Bei einem Kohlekraftwerk mit einem Lurgi-Kohledruckvergaser wird durch
Einsatz eines integrierten Gas-/Dampfturbinenprozesses
umweltfreundliche Kohleverstromung mit einem Wirkungsgrad von ca. 42% erreicht.
Die mit dem Lurgi-Kohledruckvergaser verbundene Vergasung der Steinkohle
gestattet die Entschwefelung der Steinkohle vor der Verwendung und vermeidet
somit eine aufwendige Rauchgasentschwefelung.
Wärmekraftwerke
Riedersbach 1 und 2
„Die Ortschaft Riedersbach in der Gemeinde St. Pantaleon liegt im
oberen Innviertel, direkt an der Grenze zu Bayern. Als die Energie AG hier die
beiden Wärmekraftwerke Riedersbach 1 und 2 errichtete, wurde dieser Standort
aus zwei Gründen gewählt: Der eine war die Nähe des Braunkohlereviers der
SAKOG, der zweite war die unmittelbare Nähe der Salzach, die die Kraftwerke mit
Kühlwasser versorgen konnte.
Die beiden Kraftwerke werden
vor allem in den Wintermonaten betrieben,
wenn der Strombedarf stark ansteigt und gleichzeitig die Wasserführung der Flüsse
zurückgeht, sodass die Wasserkraftwerke nicht ausreichend Strom liefern können.
Als Nebenprodukt der Stromerzeugung versorgen die Kraftwerke Riedersbach 1 und 2
das Fernwärmenetz der umliegenden
Orte.
Riedersbach 1: Modern und umweltfreundlich | Umweltüberwachung im Bereich der Kraftwerke |
Riedersbach 2: Wirtschaftlich und krisensicher | Wichtige Daten |
Riedersbach 1: Modern und umweltfreundlich
Ursprünglich wurde in Riedersbach Braunkohle aus dem nahen Revier der
SAKOG in Trimmelkam verfeuert. 1993 musste die Bergwerksgesellschaft ihre Kohleförderung
einstellen, sodass dem Kraftwerk die Brennstoff-Versorgung entzogen war. Außerdem
hatten sich die Umweltanforderungen grundlegend geändert: Die Luftreinhaltung
stand bei den kalorischen Kraftwerken an erster Stelle. Bereits 1985 hatte die
Energie AG mit der Errichtung einer Entschwefelung nach dem
Trocken-Additiv-Verfahren (TAV) den ersten Schritt in diese Richtung getan. 1993
wurden ein neues Elektrofilter und eine Nass-Entschwefelungsanlage in Betrieb
genommen. 1995 war schließlich der Umbau auf Steinkohlefeuerung endgültig
abgeschlossen. Durch die laufende Revitalisierung der maschinellen Einrichtungen
und dank modernster Steuerungs- und Regelungstechnik steht der Energie AG mit
Riedersbach 1 eine technisch ausgereifte Anlage zur Verfügung.
Riedersbach 2: Wirtschaftlich und krisensicher
Als die heimische Braunkohle nach dem Ölpreisschock der Siebzigerjahre
wieder an Bedeutung gewann, beschloss die Energie AG den Bau des Kraftwerks
Riedersbach 2. In den Jahren 1981 bis 1986 wurde das moderne Wärmekraftwerk mit
nachgeschalteten Rauchgasreinigungsanlagen errichtet. Es sollte nicht nur einen
optimalen Wirkungsgrad aufweisen, sondern auch krisensicher und umweltverträglich
sein. Deshalb wurde die Anlage so konzipiert, dass sowohl Braunkohle allein als
auch Steinkohle und Heizöl verfeuert werden können. Für Kesselhersteller
bedeutete dieses neue Verfahren eine besonders hohe Anforderung. Außerdem
achtete man streng darauf, die Emission von Stickoxiden so gering wie möglich
zu halten. Nach der Schließung des SAKOG Reviers 1993 wurden die
Feuerungsanlagen des Kraftwerks mit großem technischen Aufwand umgebaut: Als
Hauptbrennstoffe werden heute Steinkohle und Heizöl schwer eingesetzt. Das
Ergebnis ist eine höhere Energie-Effizienz, bessere Wirtschaftlichkeit und ein
geringerer Schadstoff-Ausstoß.
Umweltüberwachung im Bereich der Kraftwerke
Als Betreiber der beiden Wärmekraftwerke Riedersbach 1 und 2 ist die
Energie AG verpflichtet, sich streng an die gesetzlich vorgeschriebenen
Schadstoff-Grenzwerte zu halten und muss darüber auch einen Nachweis erbringen.
Dies geschieht durch ein komplexes Umwelt-Überwachungssystem, das die erfassten
Messwerte laufend an einen Prozessrechner überträgt. Darüber hinaus werden
auch die Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft laufend überprüft und
festgehalten.
Das System Überwachung der Luftgüte besteht aus den Rauchgas-Messanlagen in
den Schornsteinen der beiden Kraftwerke und drei Messstationen an ausgewählten
Standorten in den umliegenden Gemeinden. Über dieses System werden auch
allgemeine Umwelteinflüsse erfasst, wie z.B. Schadstoff-Verfrachtungen aus dem
Ausland oder Beeinflussungen durch den Autoverkehr und den Hausbrand. Die drei
Messstationen sind ein fixer Bestandteil des oberösterreichischen Umwelt-Überwachungssystems:
Bei außergewöhnlichen Ereignissen können dadurch rasch und nach einem genau
festgelegten Plan die entsprechenden Maßnahmen getroffen werden.
Die Überwachung der Land- und Forstwirtschaft wird unter besonders strengen
Bedingungen durchgeführt. Bestimmte heimische Pflanzen werden laufend darauf
kontrolliert, ob sie einen erhöhten Gehalt an Schadstoffen aufweisen. Für die
Kontrolle des Waldes - des empfindlichsten Teils unserer Umgebung - wurden
gemeinsam mit Forstfachleuten Probebäume ausgewählt, die regelmäßig überprüft
werden.
Das bei der Rauchgas-Entschwefelung anfallende Abwasser wird nach dem Verlassen
der mehrstufigen Abwasser-Aufbereitungsanlage durch laufende Messungen und
Laboranalysen untersucht - und zwar nicht nur im kraftwerkseigenen Labor,
sondern zusätzlich auch durch ein unabhängiges Institut. Besondere
Aufmerksamkeit widmet man auch der Qualitätskontrolle der Nebenprodukte wie
Flugasche und REA-Gips: Sie müssen den hohen Anforderungen an bautechnische
Materialeigenschaften ebenso genügen wie den Anforderungen an die Umweltverträglichkeit.
Laufende Niederschlagsmessungen und Bodenuntersuchungen geben ebenfalls Auskunft
über den Zustand der Umwelt. Zusätzlich sorgen Lärmschutzmaßnahmen dafür,
dass die Anrainer durch den Betrieb der Kraftwerke nicht belästigt werden.
Wichtige Daten
Riedersbach 1
Kraftwerskstyp: Kondensationskraftwerk mit Fernwärme-Auskopplung
(Leistung: 50/55 Megawatt)
Bauzeit: 1967 - 1969
Brennstoffe: Steinkohle, Heizöl schwer
Kesselanlage: Zweizug Natrurumlaufkessel
Maschinelle Einrichtung: Eingehäusige Kondensationsturbine mit
Fernwärmeauskopplung und einflutigem Oberflächenkondensator in Rundbauweise;
luftgekühlter, mit der Turbine direkt gekuppelter Drehstromsynchrongenerator
Täglicher Kohleverbrauch: ca. 450 Tonnen
Betriebsstunden pro Jahr: ca. 3.500 Stunden
Durchschnittliche Jahreserzeugung: 150 Mio kWh
Riedersbach 2
Kraftwerskstyp: Kondensationskraftwerk mit Fernwärme-Auskopplung (Leistung:
165/176 Megawatt)
Bauzeit: 1981 - 1986
Brennstoffe: Steinkohle, Heizöl schwer, Braunkohle
Kesselanlage: Einzug-Zwangsdurchlaufkessel mit Zwischenüberhitzung
Maschinelle Einrichtung: Zweigehäusige Kondensationsturbine mit einfacher
Zwischenüberhitzung und Fernwärmeauskopplung, sowie zweiflutigem
Oberflächenkondensator in Kastenbauweise; wasserstoffgekühlter, mit der
Turbine direkt gekuppelter Drehstromsynchrongenerator
Täglicher Kohleverbrauch: 1.300 Tonnen
Betriebsstunden pro Jahr: ca. 4.500 Stunden
Durchschnittliche Jahreserzeugung: 750 Mio kWh"
(Aus: Energie AG. 1999. Wärmekraftwerke Riedersbach 1 und 2. http://www.energieag.at/index.html)
Wärmekraftwerke Timelkam 1 und 2
Timelkam1: Wärmekraft mit langer Tradition |
Timelkam 2: Neue Kraft am alten Standort |
Wichtige Daten |
Timelkam1: Wärmekraft mit langer Tradition
„Wenn im Spätherbst und im Winter die Wasserführung der Flüsse zurückgeht,
müssen kalorische Kraftwerke einen großen Teil der Stromerzeugung übernehmen.
In Timelkam arbeitet bereits seit dem Jahr 1925 ein Wärmekraftwerk, in dem
Kohle als Hauptbrennstoff eingesetzt wird. Es wurde damals von der Firma Stern
und Hafferl, einer Rechtsvorgängerin der Energie AG, errichtet. Für die Wahl
dieses Standorts waren zwei Gründe ausschlaggebend: Die Nähe zu den nur 12
Kilometer entfernten Kohlengruben und zur Vöckla, die das Kühlwasser für das
Kraftwerk lieferte.
Mehr als 70 Jahre nach seiner Inbetriebnahme präsentiert sich das Kraftwerk
Timelkam heute mit moderner Technik, gesteigerter Effizienz und hoher
Umweltverträglichkeit. Die beiden neuen Werke Timelkam 2 und 3 bilden eine
unverzichtbare Stütze der oberösterreichischen Stromversorgung.
Timelkam 2: Neue Kraft am alten Standort
Das alte Kraftwerk Timelkam 1 wurde 1962 um das sogenannte Werk 2, einen
60-Megawatt-Block, erweitert. Das Werk war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme
bereits mit einem modernen Elektrofilter zur Rauchgas-Entstaubung ausgestattet.
Als Brennstoff diente bis Februar 1997 Braunkohle der Wolfsegg-Traunthaler
Kohlenwerks AG (WTK), ab Herbst 1997 Steinkohle. Der Kessel kann aber auch
teilweise mit Heizöl schwer oder Erdgas befeuert werden. Das Kraftwerk Timelkam
2 ist während der gesamten kalten Jahreszeit rund um die Uhr in Betrieb und
hilft dadurch mit, die "Grundlast" abzudecken - das ist jene
Mindest-Strommenge, die ständig gebraucht wird und die im Winter durch
Wasserkraft allein nicht erzeugt werden kann. Das Werk 2 wurde in den Jahren
1985 bis 1997 ständig verbessert:
1985: Erneuerung des Elektrofilters (Staubabscheidegas 99,85 %),
Nachrüstung einer Trocken-Additiv-Entschwefelung, Fernwärmeauskopplung
1993: Bau der Sprühabsorptions-Entschwefelung (über 90 % Entschwefelung)
1997: Umrüstung auf Steinkohlefeuerung und Leistungserhöhung auf 66 MW
Wichtige
Daten
Timelkam 1
Das ursprüngliche Wärmekraftwerk wurde 1986 stillgelegt.
Timelkam
2
Kraftwerkstyp: Block-Kondensationskraftwerk
Bauzeit: 1958 - 1962, Umbauten 1985, 1993, 1997
Brennstoffe: Steinkohle, Heizöl schwer, Gas
Kesselanlage: Zweizug-Naturumlauf-Strahlungskessel, 240 t/h, 90 bar, 530°ree; C
Maschinelle Einrichtung:
Turbine: Zweihäusige, horizontal geteilte Kondensationsturbine mit zweiflutigem
Niederdruckteil und Fernwärmeausbindung
Generator: Wasserstoffgekühlter Drehstromsynchrongenerator
Täglicher Kohleverbrauch: ca. 550 Tonnen
Betriebsstunden pro Jahr: 3.500 - 4.500 Stunden
Durchschnittliche Jahreserzeugung: ca. 240 Mio Kilowattstunden"
(Aus: Energie AG. 1999. Wärmekraftwerke Timelkam 1 und 2. http://www.energieag.at/index.html)
Gratwohl, Manfred. (1983). Energieversorgung. (Ressourcen Technologien
Perspektiven). Berlin: Walter de Gryter. S.86-101, 279-284, 304-308.
Baratta, Mario von. (Hrsg.). (1998). Der Fischer Weltalmanach. (Zahlen Daten
Fakten ´99). Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag GmbH. Sp.1107.1134
Seibert, Gerd. u. Wendelberger, Erhard. (Hrsg.). (1976). Lexikon 2000. (Band 7).
München: Wissen Verlag.2880.
http://www.energieag.at/index.html
http://www.energieinfo.de/eglossar/node96.html
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