AUTOINDUSTRIE - Kampf um Marktanteile 2005/06
Auf dem größten
Automarkt USA mit 17 Millionen Fahrzeugen haben die Platzhirsche General Motors,
Ford und Chrysler deutlich Marktmacht verloren. Ihr Anteil sank 2005 mit 56,9
Prozent auf ein historisches Tief. Die Asiaten holen hingegen mit spritsparenden
Modellen auf. Der japanische Konzern Toyota ist drauf und dran, GM von der
Weltspitze zu verdrängen. Die Krise der US-Autoindustrie überschattet auch die
weltgrößte Branchenmesse in Detroit, die am Sonntag beginnt.
Die US-Autoindustrie hat ein rabenschwarzes Jahr hinter sich - ihr Anteil am Heimmarkt erreichte 2005 mit 56,9 Prozent den absoluten Tiefststand. Dementsprechend miserabel ist die Stimmung vor der weltgrößten Autoshow in Detroit, die am Sonntag beginnt. Negativschlagzeilen von Fabrikschließungen, der Streichung zehntausender Jobs, von Überproduktion und sinkenden Marktanteilen dominieren statt aufwendiger Glitzershows der drei US-Konzerne General Motors (GM), Ford und Chrysler die Motorshow.
Während immerhin Chrysler als Einziger der "Big Three"
profitabel ist, schreiben GM und Ford rote Zahlen und befinden sich in einem
echten Überlebenskampf. In nackten Zahlen liest sich das so: GM verkaufte 2005
in den USA 4,52 Mill. Fahrzeuge, um vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Bei
Ford fiel der Absatz sogar um 4,9 Prozent auf 3,1 Mill. Einheiten. Allein im
Dezember mussten die beiden Konzerne, die den Abbau von jeweils bis zu 30.000
Stellen ankündigten, ein Absatzminus von zehn Prozent hinnehmen.
Der dramatische Absturz ist die Folge einer verfehlten Modellpolitik, sind Experten einig: Spätestens, seit der Preis für eine Gallone (ca. vier Liter) Benzin im vergangenen Sommer drei Dollar übersprang, begann das Umdenken in großem Stil. Spritfressende Geländewagen mit Einfach-Technik lassen sich nur noch mit hohen Rabatten losschlagen.
Ganz anders die Strategie der Asiaten, die mit ihren Oberklasse-Fahrzeugen und Hybrid-Autos in den USA weiter auf Erfolgskurs sind. Toyota, Nissan und der südkoreanische Hersteller Hyundai konnten ihren Marktanteil im Vorjahr in den USA von 34,6 auf 36,5 Prozent verbessern.
2005 hat GM den Titel als weltgrößter Autobauer noch
haarscharf verteidigt - 2006 dürfte der Erzrivale Toyota jedoch GM überholen.
Ein Ass der Japaner ist der von Toyota erfolgreich lancierte treibstoffsparende
Hybrid-Antrieb (Kombination Elektromotor/Benzinmotor). Nach dem Prius
präsentiert Toyota auf der Messe auch eine Hybridversion des populären Camry.
Obwohl Hybridautos bei einem jährlichen gesamten Marktvolumen von rund 17
Millionen Fahrzeugen mit knapp 190.000 Einheiten noch ein Nischendasein fristen,
sind sie im Kommen. Schon 2007 sollen in den USA über 400.000 Hybrid-Fahrzeuge
verkauft werden.
Das sollte die deutschen Autobosse, die erst in zwei Jahren mit Hybrid-Modellen auf den Markt kommen, nicht sehr erschrecken, meint Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Denn die viel beschworene Diesel-Offensive kommt nach dem Benzinpreis-Schock in den USA langsam ins Rollen. Sollte zudem die neue SRC-Dieseltechnologie (Harnstoffanreicherung) die komplizierten kalifornischen Abgasvorschriften ab 2008 schaffen, sieht die Dieselzukunft in den USA für Mercedes-Benz, BMW, VW, Audi und Co. wieder rosiger aus.
Die Deutschen kommen dennoch mit gemischten Gefühlen nach
Detroit. Denn VW hat in den USA massive Absatzprobleme und ist auch schuld, dass
der Marktanteil der Deutschen in den USA von 5,2 Prozent auf 5,0 Prozent
gesunken ist. Der VW-Absatz sank um 12,5 Prozent auf 224.195 Fahrzeuge. VW
rechnet im US-Geschäft wie im Vorjahr mit einem Verlust von rund einer Mrd.
Euro.
aus http://www.diepresse.com/ 7.1.2006