Geschwisterstudie: Enger Zusammenhang bei Bildung und Einkommen

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Der Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg hängt in Österreich vom familiären Hintergrund ab. Je stärker der Zusammenhang zwischen familiärer Herkunft und späterem Lebenserfolg, desto geringer ist die Chancengleichheit einer Gesellschaft.

Ähneln sich also die Bildungsabschlüsse bzw. Einkommen von Geschwistern, spricht das für eine ungleiche Chancenverteilung - in Österreich ist dies der Fall. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Arbeiterkammer (AK) beauftragte Studie der Wirtschaftswissenschafter Rene Böheim und Christina Judmayr (Uni Linz). Für ihre Untersuchung zur Chancengleichheit analysierten sie Daten von über 190.000 Geschwisterpaaren in Österreich.

Familiärer Hintergrund beeinflusst Bildung

Die Geschwister einer Person, die als höchsten Bildungsabschluss einen Pflichtschulabschluss hat (beide bereits erwerbstätig), haben mit einer Wahrscheinlichkeit von 39 Prozent ebenfalls höchstens einen Pflichtschulabschluss und mit einer Wahrscheinlichkeit von 44 Prozent einen Lehrabschluss oder einen Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule (BMS). Die Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses im tertiären Sektor liegt nur bei knapp über drei Prozent.

Bei Einkomen ähnliche Situation

Demgegenüber haben Geschwister von Akademikern mit einer Wahrscheinlichkeit von 77 Prozent mindestens eine Matura - die Wahrscheinlichkeit, als höchsten Bildungserfolg einen Pflichtschulabschlusses zu haben, beträgt dagegen nur rund fünf Prozent. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Analyse der Einkommenssituation. Da die Geschwister in der analysierten Stichprobe vergleichsweise jung waren, erwarten die Studienautoren, dass die Bedeutung des familiären Hintergrunds für ältere Geschwisterpaare aufgrund der höheren Bildungsmobilität jüngerer Jahrgänge noch bedeutsamer ist.

Die Korrelationen zwischen den Geschwistern ähneln dabei den Werten für Dänemark und Schweden. In Deutschland und den USA ist der Zusammenhang sogar noch größer.

Durchlässigkeit soll erhöht werden

Anhand der Daten nicht überprüft werden konnten die Gründe für die Wichtigkeit der Herkunft für den Lebenserfolg. Die Bedeutung könne sowohl natürlich wie auch sozial bedingt sein. "Da allerdings eine frühe Trennung von Kindern in eine akademische und eine nicht-akademische Laufbahn zu größerer Ungleichheit bei Bildung als eine spätere Trennung führt, ist zu vermuten, dass die Ausgestaltung des Bildungssystems hier ein wichtiger Faktor ist." Falls Chancengleichheit ein politisches Ziel darstelle, sollte die Durchlässigkeit des Bildungssystems erhöht werden.

"Bildung und damit die Lebenschancen werden bei uns vererbt, nicht aufgrund von Talent erworben", kritisierte AK-Präsident Rudi Kaske in einer Aussendung. "Wir müssen endlich Aufstieg durch Bildung ermöglichen." Er forderte unter anderem ein zweites verpflichtendes Gratiskindergartenjahr sowie eine soziale Schulfinanzierung, um Kinder aus sozial benachteiligten Familien besser zu fördern.